Nachhaltigkeitsberichterstattung von Schweizer Unternehmen 2004
Seit der Gründung engagiert sich ACTARES bei Schweizer Unternehmen für eine transparente Berichterstattung zur Nachhaltigkeit. Um die Qualität der Publikationen besser beurteilen zu können, verglichen und bewerteten wir vor zwei Jahren die ersten Nachhaltigkeitsberichte von börsenkotierten Schweizer Unternehmen nach den Kriterien der Global Reporting Initiative. Seit letztem Jahr nimmt sich das Institute for Sustainable Management (IfSM) an der Fachhochschule Nordwestschweiz (Aargau) dieses Themas an. Es hat im Oktober 2004 die Resultate einer zweiten umfassenden Studie zur aktuellen Nachhaltigkeitsberichterstattung von Schweizer Unternehmen publiziert.
Die Studie des IfSM wurde in diesem Jahr von 100 auf die 170 grössten Schweizer Unternehmen ausgeweitet. Nicht enthalten sind Firmen, die entweder Tochterunternehmen ausländischer Konzerne sind oder als private Firmen keine Tätigkeitsberichte vorlegen. Die Forscher überprüften wieder die gesamte Unternehmensberichterstattung auf nachhaltigkeitsrelevante Informationen. Sie berücksichtigten also nicht nur separate Nachhaltigkeitsberichte, sondern auch reine Umwelt- oder Sozialberichte respektive direkt in die regulären Geschäftberichte integrierte Informationen. Massstab waren die Vorgaben der Global Reporting Initiative (GRI). Bewertet wurde wiederum nur die Qualität der Berichterstattung, nicht die Nachhaltigkeit der Unternehmen an sich. Von den 170 Unternehmen, die das Projektteam anschrieb, reichten 122 Unterlagen ein.
Nachhaltigkeitsberichterstattung im Vormarsch
Interessant ist, dass sich die Zahl der separaten Nachhaltigkeitsberichte im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt hat (auf 15 Berichte). Neben 10 börsenkotierten Unternehmen (ABB, Bâloise, Basellandschaftliche Kantonalbank, Credit Suisse, Geberit, Holcim, Ringier, Roche, Sulzer, Swiss Re) haben die Genossenschaft Coop sowie die Familienunternehmen Baer, Knecht&Müller und Rohner Textil einen solchen Bericht veröffentlicht. Ausserdem rechneten die Forscher den Bericht der Novartis Stiftung für nachhaltige Entwicklung der Firma Novartis zu, welche ihren eigenen Nachhaltigkeitsbericht aus dem letzten Jahr nicht neu aufgelegt hat. Die Zahl der Umweltberichte blieb nahezu konstant (15) und diejenige der reinen Sozialberichte reduzierte sich von 6 auf 2 Berichte.
Die Rangliste
Die beste Gesamtberichterstattung lieferte wie schon im Vorjahr ABB; das Unternehmen publizierte seinen zweiten eigenständigen Nachhaltigkeitsbericht. Knapp dahinter folgt Holcim, wo ebenfalls zum zweiten Mal nach den Vorgaben der Global Reporting Initiative berichtet wurde. Auf den dritten Rang schaffte es Coop mit seinem ersten Nachhaltigkeitsbericht.
Die grossen international tätigen Unternehmen des SMI (Swiss Market Index) liegen tendenziell im vorderen Drittel der Klassierung und erreichen im Minimum eine B-Klassierung. ( D.h. sie erreichten mehr als 40% der möglichen Bewertungspunkte. Die Leistung der Unternehmen wurde in Anlehnung an die in der Finanzwelt weit verbreitete Bewertung für die Kreditwürdigkeit in Klassen von AAA bis D eingeteilt.)
Die Teilnahme zum zweiten Mal verweigert haben Adecco, Richemont und SGS. Swiss Life und Julius Bär sind weit abgeschlagen und Zurich Financial Services, Swatch und Givaudan erreichen mit wenig handfesten Informationen ein mageres Resultat im Mittelfeld.
Das beste Ergebnis als Branche erzielte die Chemie- und Pharmaindustrie. Dies erstaunt nicht, gilt sie doch insbesondere gegenüber Umweltrisiken als besonders exponiert und bemüht sich demnach mehr als andere Branchen um Transparenz. Keinen solchen Zwang scheint hingegen die keineswegs weniger exponierte Energiebranche zu spüren, die in der Untersuchung am schlechtesten abschneidet.
Die grosse Mehrheit der Unternehmen erhielten Ratings von CCC und darunter (d.h. sie erreichten weniger als 40% der möglichen Bewertungspunkte erreichten). Dies widerspiegelt die Tatsache, dass sich die Berichterstattung über ökologische und soziale Dimensionen bei weitem noch nicht durchgesetzt hat. Besonders, wenn es darum geht, harte Fakten und Zahlen zu diesen Themen zu liefern, stösst das Engagement der meisten Unternehmen an Grenzen.
Die ersten 20 Plätze:
- ABB - A
- Holcim - A
- Coop - A
- Xstrata - BBB
- Sulzer - BBB
- Credit Suisse - BBB
- Roche - BBB
- Migros - BBB
- Basellandschaftliche Kantonalbank - BBB
- Nestlé - BBB
- Novartis - BB
- UBS - BB
- Bâloise - BB
- Geberit - BB
- Die Post - BB
- Luzerner Kantonalbank - BB
- SBB - BB
- Syngenta - BB
- Swiss Re - BB
- SIG - BB
- Swisscom - BB