Votum von Actares an der UBS-GV 2024
Grüezi mitenand, ich bin Fritz Peter, aus Winkel. Ich spreche für die Aktionärsvereinigung Actares, Aktionärinnen und Aktionäre für mehr Konzernverantwortung. Wir sind der Stimmrechtsberater für ethisch orientierte Privatpersonen aus der ganzen Schweiz.
Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren
UBS hat 2023 mit der Integration von Credit Suisse eine grosse Aufgabe übernommen - diese scheint auf gutem Weg zu sein, mit einigen Fragezeichen zum bevorstehenden Personalabbau. Actares begrüsst insbesondere den Willen, exzessive Risiken abzubauen. CEO Sergio Ermotti arbeitet nach allen bisherigen Erkenntnissen erfolgreich.
Aber: die für neun Monate Arbeit im Jahr 2023 ausgewiesene Vergütung von gut CHF 14 Millionen sprengt den hier üblichen Rahmen und ist masslos übertrieben - die Verantwortlichkeit ist hier klar, es liegt eine krasse Fehlleistung des Verwaltungsrats vor! In Anbetracht der Ereignisse am inzwischen berüchtigten Wochenende Mitte März 2023 und dem starken Engagement von Bund und potenziell von uns Steuerzahlenden, stehen diese 14 Millionen völlig quer in der Landschaft, sind komplett unverständlich und ein Affront gegenüber den Schweizer Aktionärinnen und Aktionären, der Regierung und unserem Finanzsystem.
Zugegeben, nur in der Schweiz gibt es einen öffentlichen Aufschrei. Und auch erwähnt werden darf, dass diese Vergütung gut für die Staatskasse und für die AHV ist. Dass der Verwaltungsratspräsident und die Vorsitzende des Vergütungsausschusses mit angelsächsischem Werdegang kein ‘Musikgehör’ für Schweizer Sensibilitäten haben, darf wenig erstaunen. Der CEO hätte ihnen einen kleinen Hinweis geben müssen - Mässigung und etwas Demut wäre angebracht.
Actares nimmt keine Stellung zu politischen Fragen - gestatten Sie mir deshalb eine persönliche Bemerkung: der Vergleich mit dem völlig missglückten Brief einiger Alt-Bundesräte vor der Abstimmung zur 13. AHV-Rente liegt nahe - auch dort ging Vertrauen, viel Vertrauen, verloren. Und jetzt muss ich deutlich und auch etwas emotional werden: Sehr geehrte Damen und Herren Verwaltungsräte und CEO: dieser Fehlentscheid erinnert schmerzlich an vergangene CS-Sünden und führte zu einem Reputationsverlust und einem déjà-vu - ich denke und erlaube mir zu sagen: Sie sollten sich dafür schämen!
Im online-Geschäftsbericht wird Herr Ermotti wie folgt zitiert zu einer der Lehren aus den Problemen der Credit Suisse: «Vertrauen kann nicht reguliert werden.» Gut gebrüllt, Löwe! - ist man geneigt zu erwidern. Sehr geehrter Herr Ermotti, wäre es für Sie nicht viel mehr wert, in einigen Jahren als doppelter Retter der UBS die ungeteilte Wertschätzung der Schweizerinnen und Schweizer zu geniessen, als einige Millionen mehr auf dem Konto zu haben?
Zu diesem Thema ist in den letzten paar Wochen bereits viel gesagt und geschrieben worden. Bisher fehlte der folgende Aspekt: wird die Öffentlichkeit wohl in zehn Jahren oder so auf diesen Vergütungsentscheid zurückblicken und darin den ersten von vielen (künftigen) Fehlentscheiden erkennen, die zum Untergang der UBS führten - déjà-vu eben? Actares erwartet das nicht, verlangt aber Einsicht und Besserung.
Und noch ein Detail: was machen wohl die obersten Kommunikationsverantwortlichen der UBS, dass sie ihr Unter-nehmen in einen solchen Sturm an negativer Publizität - um nicht zu sagen ‘Shitstorm’ - hineinlaufen lassen?
Actares bewertet die aktuelle Klima-Strategie als ungenügend - und lehnt den Antrag des Verwaltungsrats zur Genehmigung des Nachhaltigkeitsberichts ab. Zum Beispiel fehlt die Verpflichtung zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen. So bald als möglich sollten die Ziele extern validiert werden - das würde die Glaubwürdigkeit und Vergleichbarkeit stärken.
Wegen der Wichtigkeit der Klimathematik empfiehlt Actares auch den Lagebericht zur Ablehnung und stellt sich gegen die Entlastung von Verwaltungsrat und Geschäftsleitung. Ein Novum dürfte sein, dass Actares bei über der Hälfte aller Anträge des Verwaltungsrats ein NEIN empfehlen muss, natürlich auch bei allen Vergütungstraktanden.
Zum Schluss unsere Fragen: Sehr geehrter Herr Präsident
- Wie konnte es passieren, dass UBS mit dem Entscheid zur CEO-Vergütung einen solchen Reputations- bzw. Vertrauensverlust in Kauf nahm? Welche ‚learnings‘ haben Sie daraus gezogen?
- Hat UBS einen konkreten Zeitplan für die externe Validierung der Reduktionsziele? Bis wann wird diese stattfinden?
- Die Abstimmung über den Nachhaltigkeitsbericht hat lediglich konsultativen Charakter. Was sind die Gründe, die Abstimmung nicht als verbindlich zu bezeichnen?
Besten Dank für Ihre Antworten, und Ihnen allen, meine Damen und Herren, für Ihre Aufmerksamkeit.
(Votant: Fritz Peter, Arbeitsgruppe Finanzmarkt)