Nachhaltigkeit in den Investitionsstrategien von Schweizer Versicherungen
ACTARES hat die Investitionspolitik der Schweizer Versicherungen unter die Lupe genommen und festgestellt, dass nur bei einem sehr geringen Teil der Investitionen Nachhaltigkeitskriterien zum Zug kommen. Ende 2002 verlangte ACTARES von den Schweizer Versicherungen Auskunft über ihre Vorgaben bei der Anlage von Prämiengeldern. Speziell interessierten die Nachhaltigkeitskriterien. Die Versicherungen verwalten beträchtliche Summen von Prämiengeldern. Dieses Geld wird vor allem in Immobilien und Staatsanleihen investiert, aber auch in Aktien von börsenkotierten Firmen.
ACTARES ist überzeugt von der Notwendigkeit, die Investitionsstrategien um umwelt- und gesellschaftsbezogene Kriterien zu erweitern. Der Einbezug dieser Kriterien erlaubt den privaten wie auch den institutionellen Investoren (Pensionskassen, Versicherungen), Unternehmen zu bevorzugen, die der Nachhaltigkeit Beachtung schenken.
Swiss Re auf dem ersten Platz
Swiss Re hat 40 Millionen Franken in zehn nachhaltige Unternehmen investiert. Diese sind in Gebieten wie Sonnenenergie, Abfallverwertung oder biologisch abbaubare Materialien tätig. Allerdings stellen diese 40 Millionen nur 0,3% des gesamten von Swiss Re in Aktien investierten Kapitals dar. Der Weg ist also noch weit. Swiss Re will sich aber nicht damit zufrieden geben. In ihrem Nachhaltigkeitsbericht 2002 kündigt sie an, in Zukunft Informationen über die Sozial- und Umweltperformance der Unternehmen an ihre Vermögensverwalter weiterzugeben. ACTARES begrüsst diesen vorbildlichen Entscheid und hofft, dass die anderen Versicherer nachfolgen.
Basler Versicherungen
Die Basler liegt auf dem zweiten Platz. Sie hält 10 Millionen des Kapitals von Precious Woods, einer Unternehmung für die nachhaltige Bewirtschaftung von Tropenwald mit Sitz in Zürich. Precious Woods ist in Costa Rica und Brasilien im Forstgeschäft tätig. Ihr Holz ist FSC-zertifiziert, trägt also das internationale Label für nachhaltig produziertes Holz (FSC = Forest Stewardship Council = Weltforstrat). Auch bei der Basler stellt dies nur einen verschwindenden Teil der Investitionen in Aktien dar, nämlich 0,16%. Die Basler ist aber auch auf dem Gebiet der zweiten Säule tätig und empfiehlt ihren Kunden eine nachhaltige Verwaltung ihrer Pensionskassenguthaben.
Zurich Financial Services
Zurich will in Zukunft Aspekte wie Beachtung der Gesetze und ethisches Geschäftsgebaren einbeziehen, die einen Einfluss auf die zukünftige Performance haben könnten. Zurich beschäftigt sich auch mit wichtigen Sozial- und Umweltthemen. Sie gibt aber keine Informationen über Investitionen in nachhaltige Unternehmen.
National, Vaudoise, Helvetia Patria, Converium
Alle vier Versicherungen haben keine Nachhaltigkeitskriterien für die Investition ihrer Kapitalien festgelegt. Sie unterstreichen aber, dass sie ihren Mitarbeitenden gute Bedingungen bieten bezüglich Arbeitsplatz, Weiterbildung, Sozialleistungen usw. Einige haben schon Energiespar- und Recyclingprogramme durchgeführt. Converium kündigt an, Nachhaltigkeitsaspekte in ihren zukünftigen Investitionen zu berücksichtigen.
Swiss Life: keine Antwort
Auch auf der Website des Unternehmens sind keine Angaben über Nachhaltigkeitskriterien für Investitionen zu finden. In der Vermögensverwaltung offeriert Swiss Life ihren Kunden immerhin einen Nachhaltigkeitsfonds.
Grosses Potential
Die Versicherungen verwalten enorme Vermögenswerte und sind sehr grosse Aktionärinnen. Die neun grössten börsenkotierten Versicherungen der Schweiz besitzen zusammen 660 Milliarden an investiertem Kapital. Davon sind 152 Milliarden in Aktien investiert (s. Tabelle). Durch den Entscheid, vor allem in nachhaltige Firmen zu investieren, könnten die Versiche-rungen einen grossen Einfluss auf die Wirtschaft ausüben.
Für ACTARES ist klar, dass nachhaltiges Engagement der Versicherungen im Finanzbereich enorme Auswirkungen hätte. Wenn eine Versicherung Wert legt auf Nachhaltigkeitskriterien bei den Investitionen, gibt sie der Wirtschaft ein klares Signal. Ausserdem ist ACTARES überzeugt, dass eine Investition in nachhaltige Unternehmen die Risiken begrenzt und langfristig besser rentiert. Die finanziellen Interessen der Versicherten werden so besser wahrgenommen.
Institutionelle Investoren wie Pensionskassen oder die AHV haben schon begonnen, Nachhaltigkeitskriterien bei ihren Investitionen anzuwenden. Gemäss einer Studie aus dem Jahr 2000 von Daniel Oesch (L’intégration des critères sociaux et écologiques dans la politique d’investissement des caisses de pension en Suisse), haben die Pensionskassen ungefähr 1% ihres Kapitals nachhaltig investiert. Für die Versicherungen sind es nur 0,03%. Das Verbesserungspotential ist enorm!
Zusammenfassung
Bisher werden die Milliarden der Versicherungen noch kaum nach Nachhaltigkeitskriterien investiert. Erste kleine Schritte in diese Richtung sind bei Swiss Re und der Basler zu erkennen. ACTARES verlangt von den Versicherungen, dass sie ihre Verantwortung als gewichtige Aktionärinnen wahrnehmen und mit den entsprechenden Investitionskriterien eine nachhaltigere Wirtschaft fördern.