Votum von Actares an der UBS-GV 2019
Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren Verwaltungsräte, sehr geehrte Anwesende
Mein Name ist Veronika Hendry. Ich bin Präsidentin von Actares, dem Aktionariat für nachhaltiges und sozialverträgliches Wirtschaften. Actares erarbeitet Abstimmungsempfehlungen für Mitglieder und vertritt deren Stimmrechte und Anliegen an den Jahresversammlungen wie hier und heute bei UBS.
Ich spreche heute auch im Namen von ShareAction, einer britischen Non-Profit-Organisation, die sich für verantwortungsvolle Investitionen einsetzt.
Beginnen möchte ich mit einem Lob: UBS ist immer bereit, Vertreterinnen und Vertreter von Actares zu treffen. Im Vorfeld dieser Generalversammlung hat UBS zudem einen Brief mit Fragen von Actares ausführlich und übersichtlich beantwortet. Wir schätzen es, dass UBS willens ist, mit Actares einen fortlaufenden Dialog zu führen.
Ich möchte heute drei Themenbereiche ansprechen: Klimaschutz, Menschenrechte und Compliance.
Zuerst zum Klimaschutz und den Finanzierungen von UBS:
UBS setzt sich nach eigener Aussage "ehrgeizige Nachhaltigkeitsziele". In einer Medienmitteilung vom 21. März 2019 heisst es zum Beispiel, dass UBS keine neuen Kohlekraftwerke auf Projektebene mehr finanziere. Betreiber von Kohlekraftwerken, die ihren Energiebedarf zu mehr als 30 Prozent mit Kohle decken, werden nur unterstützt, wenn sie eine Umstellungsstrategie verfolgen, die mit den Zielen des Pariser Abkommens im Einklang steht.
Actares begrüsst dies – und auch, dass UBS Zahlen zu klimabezogenen finanziellen Risiken offengelegt hat, wie von der Taskforce on Climate-Related Financial Disclosures empfohlen.
Aus den veröffentlichten Zahlen geht hervor, dass UBS weder 2017 noch 2018 “signifikante klimabezogene Finanzrisiken in ihrer Bilanz” identifiziert hat.
Dies erstaunt uns, denn UBS finanzierte auch 2017 und 2018 riskante und CO2-intensive fossile Energien. Folgendes steht im Bericht "Banking on Climate Change", der jährlich von verschiedenen Organisationen im Bereich des Umwelt- und Klimaschutzes veröffentlicht wird:
2018 hat UBS mit 62 Millionen US Dollar Unternehmen finanziert, die Teersand produzieren oder Teersand-Pipelines betreiben.
134 Millionen US Dollar gingen an Unternehmen, die arktisches Öl und Gas fördern.
Mit 250 Millionen US Dollar wurden Unternehmen unterstützt, die in der Ultra-Tiefwasser-Förderung von Öl-und Gas tätig sind.
Actares fragt sich, ob solche Finanzierungen –erstens– kompatibel sind mit der Vorgabe einer Erwärmung von höchstens 1.5 Grad und –zweitens– warum solche Geschäfte nicht als klimabezogene Finanzrisiken figurieren.
Zum Umgang von UBS mit menschenrechtlich fragwürdigen Unternehmen:
Wir gehen davon aus, dass es kaum Aktionärinnen und Aktionäre gibt, die fragwürdige Geschäfte befürworten, wenn sie davon wissen.
Wir möchten daher daran erinnern, dass am 25. Januar 2019 ein Damm eines Eisenerzbergwerks der Firma Vale brach und die brasilianische Kleinstadt Brumadinho überschwemmte. Die Schlammlawine zerstörte Siedlungen und kostete das Leben von 306 Personen – davon sind 100 noch immer verschüttet. Nur drei Jahre zuvor war bereits einmal ein Damm gebrochen. Dieser gehörte dem Unternehmen Samarco Mineraçao, an dem die Firma Vale zu 50 Prozent beteiligt ist.
Nachfolgende Untersuchungen der brasilianischen Staatsanwaltschaft offenbarten die Nachlässigkeit von Vale in ihrer Verwaltung des Brumadinho Damms I. Die verheerende Lawine wäre wohl vermeidbar gewesen.
UBS hält – Stand Anfang April 2019 – über 8 Millionen Aktien von Vale. Wir verstehen, wenn UBS sich nicht zu einzelnen Unternehmen äussern will. Trotzdem drängt sich die Frage auf, wie UBS mit Investitionen in verantwortungslose Unternehmen umgeht: Was braucht es, damit sich UBS von einem Unternehmen wie Vale zurückzieht? Im Namen des Internationalen Netzwerks der Vale-Betroffenen verlangt Actares dazu eine Antwort.
Schliesslich das Thema Compliance und interne Kontrolle bei UBS:
Nachdem die andere Schweizer Grossbank, Credit Suisse, schon seit längerem wegen eines betrügerischen Kredits in Mosambik Schlagzeilen macht, deckte das Schweizer Fernsehen im Februar dieses Jahres auf, dass UBS in einen sehr ähnlichen Fall verstrickt ist.
2014 nahm die Regierung von Papua-Neuguinea von UBS einen Kredit auf im Umfang von 1.2 Milliarden australischen Dollar - das entsprach damals gut 945 Milionen Schweizer Franken. Mit dem Geld wollte die Regierung Aktien einer Firma kaufen, die in Papua-Neuguinea ein Gasfeld erschliessen sollte.
Der Kredit wurde gegen den Widerstand des Finanzministers am Parlament vorbeigeschmuggelt und entwickelte sich zu einer schweren Belastung für den Staat, nachdem die Öl- und Gaspreise zusammengefallen waren. Mittlerweile ermittelt auch die Finma in dieser Sache.
Actares möchte wissen, wie es möglich ist, dass ein Kreditgeschäft, das gegen die lokale Verfassung verstiess, die interne Kontrolle von UBS unterlaufen konnte.
Zum Schluss nochmals die Fragen von Actares:
- Ist die Finanzierung von Unternehmen die im Bereich Teersand, arktisches Öl und Gas oder Ultra-Tiefwasser-Förderung tätig sind, kompatibel mit dem Ziel einer maximalen Erwärmung von 1.5 Grad? Müssten solche Finanzierungen nicht als finanzielle Risiken figurieren?
- Was braucht es, damit sich UBS aus der Finanzierung eines Unternehmens wie Vale zurückzieht, das fahrlässig mit den Leben der lokalen Bevölkerung umgeht?
- Wie konnte das betrügerische Kreditgeschäft in Papua-Neuguinea die interne Kontrolle unterlaufen?
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
(Votantin: Veronika Hendry, Präsidentin von Actares)