Votum von Actares an der UBS-GV
Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren,
Die letzten Jahre von UBS waren sehr turbulent. Es gab vieles zu kritisieren, weil auch nach dem Beinahe-Crash von 2008, manches falsch lief. Das war für alle anstrengend und unerfreulich. Aktuell scheint es etwas ruhiger zu sein. Ich will jetzt nicht von den gewaltigen Rückstellungen reden, für noch hängige Rechtsfälle. Vieles wurde schon aufgeräumt. Ich sage heute auch nichts zu den Vergütungen, obwohl Actares alle entsprechenden Traktanden zur Ablehnung empfiehlt.
Actares nutzt die Beruhigung für eine Rückschau auf die Entwicklung der Unternehmensverantwortung bei UBS. Um einmal zu loben, was alles erreicht wurde. Die heutige UBS ist eine komplett andere Bank als die Bankgesellschaft der achtziger Jahre, bei der ich mit der Vorgängerorganisation Kritische Aktionärinnen und Aktionäre der SBG an den Generalversammlungen teilnahm. Wir stiessen auf völliges Unverständnis mit Forderungen zum Schutz der Umwelt, mit Forderungen nach mehr Sorgfalt im Umgang mit der lokalen Bevölkerung beim Bau von Grossstaudämmen oder mit der Kritik am Goldhandel mit dem Apartheid-Südafrika. Die Antwort war damals: was wollen Sie eigentlich, wir nehmen ja nur Geld in die Hand. Übersetzt: Geld stinkt nicht! Meine Damen und Herren: Heute gehört die Sorgfalt im Umgang mit diesen Themen zur Strategie von UBS!
In den vielen Jahren seither ist das Bewusstsein für die Verantwortung des Unternehmens bezüglich Umwelt und Gesellschaft stetig gewachsen. Nicht in erster Linie aus Menschenfreundlichkeit, sondern weil die Risiken erkannt wurden, die aus heiklen Geschäften für die Bank entstehen können.
Die neuste Strategie von 2016 heisst UBS and Society. Noch nie wurde die Unternehmensverantwortung so klar definiert, noch nie wurde sie so ausführlich und umfassend, detailliert und verbindlich präsentiert. In einem Interview bekennt sich Herr Weber auch dazu, dass man nicht alles tun darf, auch wenn es erlaubt wäre!
Viele dieser Aussagen waren noch vor wenigen Jahren undenkbar von dieser Seite! Themen, für die Actares vor zehn Jahren noch ausgebuht wurde, sind auf oberster Ebene angekommen. Der Einsatz hat sich gelohnt! Meine Damen und Herren, ich kann Ihnen sehr empfehlen, die UBS-Richtlinien zu Umwelt- und Sozialrisiken auf der Website mal anzuschauen.
Sie merken, wir sind beeindruckt. Das heisst natürlich nicht, dass jetzt alles bestens ist. Die Umsetzung vieler Vorhaben hat erst angefangen und braucht eine neue Kultur und diese braucht Zeit und Energie. Auch Verbesserungsmöglichkeiten gibt es noch manche. Actares will gerne weiter dazu beitragen.
Sie Herr Weber haben sich letztes Jahr hier grosse Mühe gegeben, ausführlich auf die Fragen von Actares zu antworten. Leider geschah das in einem solchen Tempo, dass wir nicht nachkamen mit unseren Notizen. Auch nachträglich wurde uns diese Antwort nicht zur Verfügung gestellt, ausser wir wären persönlich an die Bahnhofstrasse in Zürich gegangen, um Einblick in das Dokument zu erhalten. Dieser alte Zopf müsste so bald wie möglich abgeschnitten werden!
Herr Präsident, wir finden, Ihre ausführliche Antwort hat das nicht verdient. Das passt nicht zur sonstigen Dialogkultur von UBS. Sie haben mir im Februar einen persönlichen Brief zukommen lassen, mit Elementen der neuesten Strategie von UBS zum Klimaschutz, Sie nehmen darin Bezug auf mein Votum vom letzten Jahr. Es ist Ihnen offensichtlich ernst, vielen Dank!
Damit ist das zweite heutige Thema von Actares schon angeschnitten: der Klimawandel und speziell die Finanzierung von Kohlekraftwerken und Kohleminen. Auch dazu hat sich bei UBS einiges bewegt. Das UBS-Dokument „Unser Engagement für den Klimaschutz“ bezeichnet den Klimawandel als „eine der grössten Herausforderungen unserer Zeit“ und im Januar 2016 erschien zudem eine 60-seitige UBS-Studie die voraussagt, dass durch den Klimawandel hohe Kosten für den Mittelstand entstehen.
Auch diese Dokumente, meine Damen und Herren, sind für Sie sehr lesenswert. Diese klaren Statements sind auch für Actares erfreulich: wir müssen nicht mehr gegen den Wind arbeiten, sondern können die Umsetzung und Weiterentwicklung aufmerksam begleiten. Wir sagen aber auch, wo die geplanten Massnahmen nicht genügen zur Erreichung der Ziele.
Dies ist der Fall beim Klimawandel. An der Klimakonferenz in Paris hat sich die Welt darauf geeinigt, einen Temperaturanstieg von maximal 2 Grad oder sogar 1,5 Grad anzustreben. Herr Präsident, meine Damen und Herren, mit der jetzt von UBS veröffentlichten Strategie kann dieses Ziel nicht erreicht werden. Gemäss einer Studie des Bundes vom September 2015, verursachen die aktuellen Investments des Schweizer Finanzplatzes einen Temperaturanstieg um 4 – 6°. Mit der neuen Strategie bewegt sich UBS sicher im unteren Bereich, aber das 2-Grad-Ziel kann man damit vergessen. Natürlich ist UBS nicht allein dafür verantwortlich, aber sie sollte ihren angemessenen Beitrag leisten.
Es wäre deshalb dringend nötig dort zu beginnen, wo der grösste Nutzen erreicht werden kann: mit dem schrittweisen, definitiven Ausstieg aus dem Kohlesektor. UBS will zwar diese Aktivitäten deutlich einschränken und nur noch weniger dreckige Kraftwerke finanzieren, aber Renovationen und sogar Neubauten sollen doch unterstützt werden können. Da ein solches Kraftwerk sicher 40 Jahre in Betrieb ist, ist das nicht nur unverantwortlich, sondern auch finanziell ein Risiko und garantiert ein Hindernis bei der Erreichung des 2-Grad-Ziels. Auch der Kohlebergbau soll – mit Einschränkungen – weiter finanziert werden.
Herr Präsident: mit einem geplanten, schrittweisen Ausstieg aus der Kohle, zum Beispiel bis in fünf Jahren, könnten Sie ein Signal setzen und würden UBS als Vorreiterin unter den Grossbanken positionieren.
Zusätzlich ist mehr Transparenz bezüglich Klimawirkung nötig: Sie konnten uns vorhin sagen, dass eine Billion Franken in nachhaltige Anlagen investiert sind. Wieso soll das nicht auch möglich sein, beim Ausmass der Engagements in nicht erneuerbare Energien und beim Fussabdruck respektive der CO2-Wirkung der Investments und anderen Finanzierungen von UBS. Sie schrieben uns zwar, die Methodologie sei dafür noch unzureichend. Grossbanken scheinen sich darauf geeinigt zu haben, zu sagen, dass es noch keine verlässliche Systematik gebe. Eine Richtlinie werde erst entwickelt. Das, Herr Weber, ist klar eine Ausrede. Man hat sich vielleicht noch nicht auf Standards geeinigt, aber an seriösen CO2- oder Footprint-Analysen gibt es eine grosse Auswahl. Herr Weber: lassen Sie sich mal von kompetenter Seite beraten, z.B. von Reto Ringger, Gründer und CEO der vorbildlich nachhaltigen Globalance Bank und Mitbegründer des SAM-Sustainability-Indexes, wo UBS einen Spitzenplatz einnimmt. Oder lesen Sie in der NZZ von gestern den Artikel über den CO2-Fussabdruck von Aktien.
Falls Sie antworten, die jetzige Strategie sei in der Klimapolitik das Maximum, das sich eine gewinnorientierte Bank im aktuellen Umfeld leisten könne, dann müsste sich UBS noch mehr dafür engagieren, dass die entsprechenden politischen Rahmenbedingungen – wie z.B. eine CO2-Steuer - geschaffen werden. Ihre Stimme hat Gewicht. Wir wissen, dass UBS in verschiedensten Gremien dabei ist, aber in der Schweiz, wo es leider sehr viele Bremser gegen Klimamassnahmen gibt, allen voran Economiesuisse, haben wir noch keine öffentliche Stellungnahme in diesem Sinn gehört.
In dieser und anderen Fragen wird Actares also noch nicht arbeitslos. Wir werden nicht ruhen.
Zum Schluss noch die Fragen von ACTARES:
- Wann werden Zahlen zum Engagement von UBS in nicht erneuerbare Energien verfügbar sein?
- Wann werden diese Engagements in der Klimabilanz von UBS erscheinen?
- Die Klimastrategie von UBS erreicht eher ein 4-Grad- als ein 2-Grad-Ziel, können Sie dazu stehen?
- Sind Sie bereit, sich in massgeblichen Verbänden für eine fortschrittliche Klimapolitik einzusetzen?
Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit
(Votant: Rudolf Meyer, Präsident von Actares)