Votum von Actares an der Swiss Re-GV 2019
Grüezi mitenand, mein Name ist Fritz Peter, aus Hüntwangen. Ich spreche für die Aktionärsvereinigung Actares, Actionnariat responsable, für eine Wirtschaft mit Verantwortung. Actares erarbeitet für seine Mitglieder Abstimmungsempfehlungen und vertritt deren Stimmrechte an den Generalversammlungen.
Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren - oh, Entschuldigung, gemäss dem neuen inklusiven Swiss Re Newspeak müsste es ja heissen sehr geehrte Anwesende - ich bin etwas erstaunt, dass der CEO in seiner Rede gerade zweimal den Ausdruck "Damen und Herren" verwendet hat...
Der Klimawandel ist aktuell schon fast in aller Munde. Ich hoffe, dies wird die Schulklassen auf der Tribüne ganz besonders interessieren. Aber auch die ältere Generation, die an dieser Versammlung, inklusive dem Sprechenden, gut vertreten ist, anerkennt die herausragende Bedeutung dieser Thematik; die Resultate der Kantonsratswahlen der vergangenen Wochen haben dies eindrücklich gezeigt.
Actares hatte vor einigen Wochen die Gelegenheit, an einem Treffen mit Vertretern von Swiss Re den direkten Dialog zu pflegen. Vielen Dank für die uns gewährte Zeit. Wir schätzen das positive Engagement unserer Gesprächspartner und von Swiss Re in vielen für Actares relevanten Themen.
Swiss Re ist bekanntlich in vielen Bereichen der unternehmerischen Verantwortung und Nachhaltigkeit ein führendes Unternehmen - eine allererste Adresse also - ich werde später auf diesen Begriff zurückkommen. Die nächsten Schritte zu Responsible Investing und der Einbezug von Swiss Re in den Bloomberg Gender Equality Index sind lediglich zwei von vielen möglichen Beispielen. Actares spricht Swiss Re Anerkennung und Dank für das bereits Erreichte aus.
Für die Geschäftsinteressen von Swiss Re ist der Klimawandel von höchster Wichtigkeit. Herr Mumenthaler spricht in seinem Brief des Group CEO das Thema gleich zweifach an und macht klar, dass wir uns alle engagierter einsetzen und rascher und dezidierter handeln müssen. Wir begrüssen diesen klaren Positionsbezug sehr! Swiss Re zieht sich aus Anlagen in Kohleminen und Kohlekraftwerke zurück und neu wird auch der Zugang zu Versicherungen eingeschränkt. Für Unternehmen wie z.B. Glencore oder RWE, die weniger als 30% ihres Umsatzes mit Kohle oder Kohlestrom erzielen, gibt es aber ein Schlupfloch, trotz grossen Mengen an schädlichen Emissionen. Eine Begrenzung auf eine Fördermenge von 20 Millionen Tonnen Kohle oder 10 Gigawatt Kohlestrom würde die bestehende Prozentschwelle wirkungsvoll ergänzen und den Umstieg von Kohle auf erneuerbare Energien beschleunigen. Prüfenswert ist auch, als nächsten Schritt nach der 2017 erfolgten Einführung von ESG-Benchmarks, die Formulierung von konkreten quantitativen Zielen für das gesamte Anlageportfolio, z.B. in Bezug auf die Reduktion des CO2-Fussabdrucks über einen definierten Zeitraum.
Swiss Re befragt regelmässig ihre Mitarbeitenden mit einer Engagement Umfrage durch eine externe Firma. Das letzte Resultat fiel mit 66% um 3 Punkte schlechter aus als im Vorjahr. Im Corporate Responsibilty Report beschreibt Swiss Re dieses Resultat nüchtern als im Durchschnitt der teilnehmenden Finanz- und Versicherungsunternehmen. Als ehemaliger langjähriger ‚Rückler‘ - auch schon fast 20 Jahre her - bin ich über dieses Resultat und den unaufgeregten Kommentar dazu ausserordentlich betrübt! Swiss Re war früher die allererste Adresse der Assekuranz - das sollte unbedingt wieder angestrebt werden! Dazu braucht es das Engagement von ganz oben, vielleicht sogar ein höheres Ziel als die aktuell angestrebten mindestens 75% Engagement Score, sowie ganz viele konkrete Massnahmen. Einen konkreten Vorschlag für eine, aus meiner Sicht mögliche und wirkungsvolle Massnahme, habe ich als eine der folgenden Fragen von Actares formuliert.
Sehr geehrter Herr Präsident
Sind Sie bereit, die Politik gegenüber Kohle noch griffiger zu gestalten und zusätzlich zum Prozentziel eine Mengenobergrenze einzuführen? Werden Sie für das Anlageportfolio der Swiss Re quantifizierbare CO2-Reduktionsziele anstreben und umsetzen?
Sind Sie bereit, ernsthaft darüber nachzudenken, explizit darauf zu verzichten, bei Mitarbeitenden über 50 und mit langjähriger Treue zum Unternehmen betriebsbedingte Entlassungen auszusprechen?
Und zum Schluss noch eine Steilvorlage für eine aktionärsfreundliche Antwort zu einem aktuell in den Medien diskutierten Thema: Ist Swiss Re in der Auswertung der Einsendungen an den unabhängigen Stimmrechtsvertreter involviert? Erfährt der Verwaltungsrat bereits vor der Generalversammlung das Resultat oder den Trend der ca. 140 Mio. durch Herrn Schwarzenbach ausgeübten Stimmen? Und wenn ja, wann findet diese Vor-Information statt?
Besten Dank für Ihre Antworten, und Ihnen, sehr geehrte Anwesende, für Ihre Aufmerksamkeit. Ich wünsche allseits frohe Ostern.
(Votant: Fritz Peter, Mitglied von Actares)