Votum von Actares an der LafargeHolcim-GV 2017
Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren
Mein Name ist Fabienne Debrunner und ich bin Vorstandsmitglied von Actares, dem Aktionariat für nachhaltiges und sozialverträgliches Wirtschaften. Wir von Actares erarbeiten Abstimmungsempfehlungen für unsere Mitglieder, und nehmen an Generalversammlungen die an uns delegierten Stimmrechte war.
Eine wichtige Quelle für unsere Empfehlungen sind Nachhaltigkeitsberichte. Unternehmen, denen Umwelt und Soziales wichtig sind, publizieren jährlich einen solchen Bericht. Wie nachhaltig die Geschäftstätigkeit von LafargeHolcim 2016 war, liess sich nur schwer abschätzen. Der Nachhaltigkeitsbericht 2016 war nur wenige Tage vor der GV verfügbar. Von einem Konzern, der sich selbst zum Ziel gesetzt hat, Leader in Nachhaltigkeit zu werden, ist dieser Mangel enttäuschend. Vor allem, weil solche Berichte zunehmend wichtiger sind, sowohl für private als auch institutionelle Anlageentscheide. Wie sollen solche Entscheide aber seriös gefällt werden, wenn dafür keine Grundlagen bestehen? Wir wissen leider auch nicht, ob LafargeHolcim überhaupt plant, einen jährlichen Nachhaltigkeitsbericht zu veröffentlichen. Im Nachhaltigkeitsplan 2030 finden sich jedenfalls keine Angaben dazu. Wir würden dazu aber gerne mehr erfahren.
Ein wichtiger Schritt, um globaler Leader in Sachen Nachhaltigkeit zu werden, ist aus unserer Sicht, die Verantwortung zu übernehmen für getroffene Entscheide und Geschäftstätigkeiten. Genau das verlangt zum Beispiel auch eine Sammelklage in den Philippinen. Dort prüft die Menschenrechtskommission, ob die weltgrössten Kohlestoffemittenten, darunter LafargeHolcim, die Menschenrechte der philippinischen Bevölkerung verletzen, indem sie massgeblich zum globalen Klimawandel beitragen. Actares hofft also, dass unsere Forderung bezüglich Berichterstattung bis zur nächsten GV erfüllt sein wird.
Ich möchte nun einen Punkt ansprechen, der das Thema Compliance betrifft. Wer die Medienberichterstattung über die Tätigkeiten von LafargeHolcim in Syrien aufmerksam verfolgt hat, ist auf einige Punkte gestoßen, die verantwortungsvolle Aktionärinnen und Aktionäre aufhorchen lassen sollten.
Aufgrund des grösser werdenden Drucks in der Öffentlichkeit, musste LafargeHolcim zugeben, 2013 und 2014 Schutzgelder an bewaffnete Gruppen bezahlt zu haben, um den Betrieb eines Werkes in Syrien aufrecht zu erhalten. Die Entführungen von Mitarbeitenden werden offiziell nicht erwähnt. Uns Aktionärinnen und Aktionäre soll jedoch der Hinweis beruhigen, dass aus diesem Fall vermutlich keine finanziellen Schäden für die Unternehmung entstehen werden. Da ist es aber dennoch erstaunlich, dass noch vor Abschluss der internen Untersuchungen der vormalige Lafarge-CEO und -Verwaltungsratspräsident Bruno Lafont seinen Rücktritt aus dem Verwaltungsrat angekündigt hat. Und nun gab letzte Woche auch noch CEO Eric Olsen seinen Rücktritt bekannt. Und dieser Rücktritt erfolgt, obwohl er für diese inakzeptablen Handlungen weder verantwortlich sei noch davon gewusst habe.
Ob dieser Schritt die erhoffte Ruhe bringen kann, wird sich noch zeigen, denn die Ermittlungen der französischen Staatsanwaltschaft sind noch nicht abgeschlossen. Vielmehr ist zu hoffen, dass die getroffenen Massnahmen griffig genug sind, den Verhaltenskodex durchzusetzen, und dass sie bezüglich Compliance keinen Raum mehr lassen für solche Fehlentscheidungen.
Lassen Sie mich nun noch über ein positives Ergebnis berichten. Eine erfreuliche Entwicklung gab es im langjährigen Konflikt mit Arbeitnehmern beim Werk in Indien. Zwischen dem Management und den Arbeitnehmenden konnten gütliche Einigungen erzielt werden und vor Gericht hängige Klagen wurden zurückgezogen. Dieses Beispiel zeigt sehr schön, welche Lösungen möglich sind bei echter Bereitschaft zu Gesprächen und Zusammenarbeit. Die erreichten Einigungen kann Actares als beispielhafte Zwischenerfolge loben und wir wünschen uns von LafargeHolcim, andere bestehende Arbeitskonflikte mit derselben Entschlossenheit zu gütlichen Einigungen zu bringen.
Actares ist überzeugt, dass Gesprächs- und Kompromissbereitschaft schneller und zielführender sind als die Verhandlungstaktik, welche aktuell in Kanada angewendet wird. Streikende Mitarbeitende einfach durch anderes Personal zu ersetzen ist nicht nur unrechtmäßig, sondern es zeugt auch von fehlendem Respekt des Managements. So ist es auch nicht weiter erstaunlich, dass trotz mehrerer Dialoge noch keine Einigung erzielt werden konnte. Actares erwartet von LafargeHolcim, auch diesen Arbeitskonflikt schnell und zufriedenstellend zu einer Einigung zu bringen, und nicht durch halbherzige Dialog- und Kompromissbereitschaft zu verzögern.
Zum Schluss nochmals eine Zusammenfassung unserer Fragen:
Gedenkt LafargeHolcim in Zukunft einen separaten oder in den Geschäftsbericht integrierten Nachhaltigkeitsbericht jährlich zu publizieren?
Wie genau werden die getroffenen Massnahmen in Zukunft verhindern können, dass Complianceverstösse, so wie sie bei der Finanzierung terroristischer Gruppen in Syrien passiert sind, nicht mehr vorkommen werden?
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
(Votum: Fabienne Debrunner, Vorstandsmitglied von Actares.)