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Applaus und Forderungen an Holcim
Actares – Aktionärinnen und Aktionäre für mehr Konzernverantwortung – nimmt Holcims Bemühungen, ambitiöse Klimaziele mit Net-Zero-Zielen für 2050 zu erreichen, grundsätzlich erfreut zur Kenntnis. Der Weg ist aber noch weit.
Die Generalversammlung von Holcim wird am Mittwoch erneut ohne Präsenz der Aktionärinnen und Aktionäre stattfinden. Die Möglichkeit, Fragen direkt zu stellen, hat Actares zwar zur Kenntnis genommen, und Holcim hat verlauten lassen, dass alle relevanten Fragen «in angemessener Weise in den Reden von VR-Präsident und CEO beantwortet werden». Aus Sicht von Actares dürfte das Engagement für die Partizipation aber grösser sein.
Es gäbe durchaus technische Mittel, Aktionärinnen und Aktionären eine Live-Intervention zu ermöglichen – was bereits im letzten Jahr von Konkurrenz-Unternehmen im Ausland vorgemacht wurde. Und der Rückversicherer Swiss Re hat im April zumindest eine virtuelle Live-Informationsveranstaltung im Anschluss an die Generalversammlung durchgeführt.
Erneut bemängeln muss Actares die Vergütungspraxis des Konzerns. Generell ist das Lohnniveau von Verwaltungsrat und Geschäftsleitung zu hoch. Das langfristige Anreizsystem enthält zwar auch Nachhaltigkeitskriterien – unverändert ein Drittel. Was und vor allem wie sie konkret in die Bemessung einfliessen, wird nicht transparent gemacht.
Mit dem vorliegenden umfangreichen Climate Report hat sich Holcim anspruchsvolle Ziele gesetzt, was Actares grundsätzlich begrüsst. Actares sieht jedoch die zu verheissungsvolle und einseitige Darstellung kritisch. Dies insbesondere im Zusammenhang mit dem «geplanten» gewaltigen Rückgang der CO2-Emissionen zwischen 2030 und 2050 auf Net Zero unter Einsatz neuer Technologien, vor allem CCUS (Carbon Capture, Usage and Storage resp. Abscheidung und Speicherung von CO2). Hier fehlt aus Sicht von Actares eine kritische Auseinandersetzung mit den bisher bekannten Risiken und zahlreichen offenen Fragen der CCUS-Technologie, von der ökonomischen Effizienz (Skalierbarkeit) bis zu Umweltverträglichkeit und -risiken bei der Speicherung. Beim Lesen entsteht der Eindruck, dass der Absenkungspfad basierend auf diesen neuen Technologien bereits «in trockenen Tüchern» ist. Der grundsätzlich positiv zu wertende Bericht lässt das Dokument eher als Marketing-Instrument aussehen, denn als kritisches Strategiekonzept.
Der Climate Report wird den Aktionärinnen und Aktionären lobenswerterweise in Form einer Konsultativabstimmung vorgelegt. Gemäss Aussage von Verwaltungspräsident Beat Hess im Dialog mit Actares will sich der Konzern noch überlegen, ob regelmässig Bericht über die Fortschritte auf dem Weg zu den Net-Zero-Zielen für 2050 erstattet wird. Actares wird den Fortschrittsbericht jährlich einfordern. Insbesondere messbare Ziele zur Inbetriebnahme des ersten Net-Zero-Zementwerks.
Der Weg zur ersten Etappe bis 2030 und zum Ziel von Net-Zero für 2050 ist noch weit, dessen ist sich Actares durchaus bewusst – Verbesserungen müssen jedoch möglichst umgehend aufgezeigt werden.