Klimapolitik bleibt unglaubwürdig
Trotz makelloser Fassade sieht es bei den Schweizer Grossbanken Credit Suisse und UBS weiterhin düster aus bezüglich Klimapolitik. ACTARES kritisierte an den beiden Generalversammlungen insbesondere die Finanzierung von nicht erneuerbaren Energien.
Credit Suisse und UBS rühmen seit Jahren ihre vorbildliche Klimapolitik, ihre Klimaneutralität und das gute Abschneiden in Ratings wie z.B. im Carbon Disclosure Project CDP, einer jährlichen, weltweiten Umfrage zum CO2-Ausstoss grosser Unternehmen. Dies führt zu Aussagen wie: «Credit Suisse Cares for Climate» oder «Der Klimawandel ist eine der wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit» (UBS).
Beschränkter Blickwinkel
Banken profitieren davon, dass bei der Beurteilung der Klimaauswirkungen in vielen Ratings nur der Betrieb berücksichtigt wird. Das heisst, es werden nur die Auswirkungen der Bürogebäude, Flugreisen usw. bewertet. Das Kerngeschäft hingegen wird völlig ausgeklammert, wie zum Beispiel die Finanzierung klimaschädlicher Aktivitäten. Punktuelle Initiativen, die darüber hinausgehen, betreffen lediglich Nischengeschäfte oder stecken noch in den Kinderschuhen.
Im Kern intransparent und stark klimaschädlich
Grosse Teile des Kerngeschäftes sind nicht nur absolut intransparent, sondern auch hoch klimawirksam. Weder Credit Suisse noch UBS gaben ACTARES auf Anfrage Auskunft zum Ausmass ihrer Engagements in fossile Brennstoffe wie Kohle, Gas oder Erdöl. Interessant ist hingegen, dass es zu den erneuerbaren Energien sehr wohl Daten gibt. Diese sind bisher aber noch sehr bescheiden und daher vernachlässigbar.
ACTARES thematisiert die dringend nötige Entwicklung in Richtung einer ganzheitlichen Klimapolitik schon seit Jahren. Die Antworten blieben meist unverbindlich und ohne klare Zielangaben. Das Anliegen erlaubt jedoch keine langjährigen Studien und Verzögerungen mehr, denn die Auswirkungen des Klimawandels sind bereits spürbare Realität geworden. Sofort beginnen könnten die Banken mit dem Ausstieg aus der klimaschädlichsten aller Energien, der Kohle.
Auf den vordersten Plätzen
Die Studie «Banking on Coal» vom September 2013 beschäftigt sich exemplarisch mit der Finanzierung des Kohlebergbaus. Unter den weltweit über hundert untersuchten Banken nehmen die Schweizer Grossbanken Spitzenplätze ein. UBS befindet sich für die Periode 2005–2013 auf Rang 11 und für 2011–2013 auf Rang 16. Credit Suisse für die Periode 2005–2013 auf Rang 6 und für 2011–2013 auf Rang 15. Was auf den ersten Blick nach einer Verbesserung aussieht, wird schnell relativiert, denn andere Banken haben lediglich aufgeholt: gemäss der Studie hat sich die Bankenfinanzierung von Kohlebergbau seit Inkrafttreten des Kyoto-Protokolls vervierfacht. Die Internationale Energie Agentur berechnete aber, dass 80 % der heute bekannten Kohlevorkommen gar nicht gefördert werden dürften, damit mit 50 %iger Wahrscheinlichkeit das 2-Grad-Ziel erreicht werden kann. Höchste Zeit also, den klimaschädlichen Investitionen einen Riegel vorzuschieben.
Skandale an der Tagesordnung
Auch 2013 folgte bei UBS und Credit Suisse ein Skandal dem anderen. Dutzende, wenn nicht Hunderte von Verfahren laufen weltweit. Bussen und Rückstellungen in Milliardenhöhe sind seit mehreren Jahren Normalität. Auf diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass auch die Too-big-to-fail-Problematik nicht gelöst ist. Mit dem heutigen Eigenkapital der beiden Grossbanken müsste in einer Notfallsituation zum wiederholten Mal der Staat einspringen – eine Garantie, die einer staatlichen Subvention gleichzusetzen ist! Angesichts dieser Tatsachen erscheint die diesjährige Erhöhung der Vergütungen besonders absurd. UBS wie auch Credit Suisse scheinen aus der Vergangenheit wenig gelernt zu haben, und verfolgen eine Vergütungspolitik, die für Verantwortungslosigkeit und Leichtsinn spricht. Dass dies die falschen Leute anlockt, denen Loyalität immer noch ein Fremdwort ist, ist offensichtlich.
Medienmitteilung Klimapolitik Banken
Studie «Banking on Coal»
Carbone Disclosure Project
Mountaintop Removal
Auch dieses Jahr äusserte sich Paul Corbit Brown aus West Virginia als Gast von ACTARES an den Generalversammlungen von Credit Suisse und UBS zu «Mountaintop Removal» (MTR) und zur Rolle der Schweizer Banken. MTR beschreibt das Wegsprengen der Bergspitzen, um an die darunter liegende Kohle zu gelangen. Mit dem weggesprengten Material werden ganze Täler aufgefüllt, wo die im Gestein enthaltenen giftigen Schwermetalle in die Gewässer gelangen. Das gefährdet nicht nur Pflanzen und Tiere und zerstört Landschaften, sondern birgt auch gesundheitliche Risiken für die Bevölkerung. Deshalb ist die Methode in den meisten US-Bundesstaaten verboten. Dies gilt nicht für West Virginia, wo der Boden zum Grossteil im Besitz von Bergbauunternehmen ist und die Steinkohleexporte Rekordzahlen erreichen. Schweizer Banken sind führend in der Finanzierung von Bergbaufirmen, die MTR betreiben und profitieren so von diesem schmutzigen Geschäft.