Noch ein weiter Weg
Die Generalversammlungssaison 2016 ging ohne grosse Schlagzeilen über die Bühne. Das Fazit ist zwiespältig. Die Vergütungen für Geschäftsleitung und Verwaltungsrat sind nach wie vor zu hoch. Zudem unterliessen zu viele Unternehmen eine transparente und verständliche Berichterstattung. Das erschwert das Abstimmen unnötig.
Actares hat für die zwanzig Gesellschaften des Swiss Market Index (SMI) Abstimmungsempfehlungen gegeben (siehe Tabelle unten). Bei acht Unternehmen hat Actares an den Generalversammlungen (GV) für das vergangene Geschäftsjahr das Wort ergriffen. Intern wird Actares zunehmend angehört und es wurden Versprechen auf Verbesserungen gemacht. Die Fortschritte sind aber bescheiden.
Zu spendabel
Unter dem Strich sind die SMI-Unternehmen zu grosszügig mit dem Management. Auch erhalten zu viele Mitglieder des Verwaltungsrates (VR) immer noch Boni. So ist es kein Wunder, dass Actares die Vergütungen für Geschäftsleitungen und VR mehrheitlich zur Ablehnung empfahl. Sie wurden indessen unisono angenommen. All zu sicher sollten sich die Manager der Schweizer Gesellschaften jedoch nicht wähnen, der Wind kann jederzeit drehen. Das zeigten die Aktionärinnen und Aktionäre britischer Grosskonzerne wie BP, Royal Dutch Shell, the Royal Bank of Scotland (RBS), Smith & Nephew und WPP, welche die Vergütungsberichte überraschend abgelehnt haben.
Sorgenkind Credit Suisse
Äusserst umstritten war angesichts der katastrophalen Geschäftsergebnisse die Entschädigungspraxis von Credit Suisse (CS). CS schaffte es aber im Vorfeld, Grossaktionärinnen und -aktionäre zu überzeugen. Auch die einflussreiche Aktionärsvertreterin ISS konnte sich im Gegensatz zum Konkurrenten Glass Lewis nicht zu einer Ablehnung durchringen.
CS ist auch darüber hinaus – neben Syngenta – das Sorgenkind dieser Saison. Keiner der Verantwortlichen für die risikoreichen Spekulationen, die hohe Verluste verursachten, wird zur Rechenschaft gezogen. Erschreckend ist ferner das umfangreiche CS-Engagement in der traditionellen Energiewirtschaft – obwohl in hehren Worten ständig der Kampf gegen den Klimawandel beschworen wird.
Nestlé handelt verantwortungsbewusster
Das zeigt exemplarisch, dass der Weg zu einer nachhaltigeren Wirtschaft noch weit ist. Steter Tropfen weicht den Widerstand aber auf. Ein Beispiel dafür ist Nestlé. Actares attestiert dem Unternehmen nach jahrelanger Kritik Fortschritte bezüglich Arbeitskonflikten, Transparenz und Frauenanteil im Verwaltungsrat. Gleichzeitig fordert Actares aber noch grössere Anstrengungen zum weltweiten Schutz des Wassers und in der Beachtung der Menschenrechte in der Lieferkette.