Halbherzige Klima-Initiative von Zurich FS
Finanzdienstleister reden gerne von ihrer vorbildlichen Klimapolitik. Gemeint ist aber meist nur der eigene Betrieb. Mit ihrem Einfluss als wichtige Arbeitgeber, Vermögensverwalter, Investoren und Lobbyisten könnten sie jedoch massgebende Akteure in der Klimapolitik sein.
Seit drei Jahren fordert ACTARES vom Versicherungskonzern Zurich FS ein stärkeres Engagement in der Klimapolitik und machte wiederholt konkrete Vorschläge in den Bereichen Arbeitswege, günstige Prämien für schadstoffarme Autos, energiesparende Renovationen, Bewirtschaftung des Liegenschaftenbestandes und Anlagepolitik.
Zu enger Horizont
Obwohl Zurich FS vor zwei Jahren eine Klima-Initiative ankündigte, scheint das Thema keine grosse Priorität zu besitzen. Die Antworten auf unsere Fragen an der Generalversammlung zeigen auf, dass sich die Klimapolitik von Zurich FS hauptsächlich auf den eigenen Betrieb beschränkt.
Zum Beispiel erzielte Zurich FS durch Energiesparen in den Bürogebäuden und durch Reduktion der geschäftlichen Flugreisen Fortschritte. Das ist verdienstvoll und kann Vorbildwirkung haben. Versicherungen und Banken sollten sich aber damit nicht begnügen. Die Wirkungen, die sie in den einleitend erwähnten Bereichen erzielen könnten, wären gesamtwirtschaftlich viel bedeutender.
Zahlen zählen
Die Ernsthaftigkeit unternehmerischen Engagements lässt sich gut danach beurteilen, ob es bezifferbare Zielgrössen und Massnahmen gibt. Beim Umsatz, dem Gewinn, den Marktanteilen ist dies selbstverständlich. Aus den Antworten an ACTARES geht jedoch nicht hervor, mit welchen konkreten Massnahmen Zurich FS bestimmte überprüfbare Reduktionsziele erreichen will oder für wie viele Angestellte, Kunden, Liegenschaften usw. ein bestimmtes Programm angelegt ist.
Es braucht Rahmenbedingungen
Die Klimapolitik geht alle an und nur gemeinsames Handeln führt zum Ziel. Individuelle Anstrengungen von Privaten und Unternehmen reichen nicht. Es braucht auch die richtigen Rahmenbedingungen. Zu den grössten und mächtigsten Bremsern in der schweizerischen Klimapolitik gehört der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse. Solange Zurich FS in dessen Leitungsgremien vertreten ist und nicht glaubhaft bezeugen kann, sich auch dort für griffigere Massnahmen einzusetzen, z.B. für eine Ausdehnung der CO2-Abgabe auf Treibstoffe, haben Aktionen wie die Prämienvergünstigung für schadstoffarme Autos eine Alibifunktion. Wahrscheinlich sind hochmotorisierte Fahrzeuge fürs Versicherungsgeschäft interessanter.