Syngenta verteidigt das hochgiftige Herbizid Gramoxone/Paraquat
Syngenta verteidigt ihr hochgiftiges Herbizid Gramoxone mit dem Wirkstoff Paraquat durch dick und dünn. Das Produkt sei sicher, wenn es korrekt angewendet werde. Syngenta kann aber in keiner Weise garantieren, dass die tausenden von KleinanwenderInnen immer die Vorschriften befolgen. Deshalb sind schwere Unfälle nicht ausgeschlossen. Syngenta generiert mit Gramoxone einen Umsatz von mehreren hundert Milionen Franken im Jahr.
Der Wirkstoff Paraquat ist ein Totalherbizid, das von Syngenta unter dem Namen Gramoxone verkauft wird. Damit werden vor einer neuen Anpflanzung alle andern Pflanzen entfernt oder zwischen jungen Kulturpflanzen die Konkurrenzvegetation bekämpft. Paraquat hat mehrere unbestrittene Vorteile: Es zerstört innert Stunden die Blätter einer Pflanze, während die Wurzeln erhalten bleiben . Es ist nach kurzer Zeit regenfest, wodurch es besonders in den Tropen weniger häufig angewendet werden muss. Im Kontakt mit Erde verliert es sofort seine Wirkung, was eine Neupflanzung schon am nächsten Tag ermöglicht. Der grosse Nachteil von Paraquat ist die hohe Giftigkeit. Ein grosser Anteil der Unfälle mit Pestiziden ist Paraquat zuzuschreiben. Wer Paraquat einnimmt, stirbt qualvoll, ein Gegenmittel gibt es nicht. Bei defekten Spritzgeräten und unsachgemässer Anwendung kann Paraquat schwere Haut- und Augenreizungen verursachen. Neuere Studien vermu ten sogar einen Zusammenhang mit Krebs und mit der Parkinson-Krankheit.
Grosser Umsatzanteil
Die Erklärung von Bern führt zusammen mit dem internationalen Pesticide Action Network (PAN ) eine Kampagne für ein Verbot von Paraquat. PAN klassiert Paraquat unter den «dirty dozen» der Agrochemieprodukte, die heute nicht mehr angewendet werden sollten . Syngenta hingegen ist von dem Produkt überzeugt. Mit einer sachgemässen Handhabung sei Paraquat ungefährlich. Die Interessen von Syngenta: Mit Gramoxone erzeugt das Unternehmen einen Umsatz von mehreren hundert Millionen Franken pro Jahr; dies obwohl der Patentschutz schon lange abgelaufen und der Preis tief ist. Gerade deshalb sieht Syngenta in Entwicklungsländern und besonders in China grosse Absatzchancen.
Besuch in Basel
ACTARES hat Syngenta zu Paraquat Fragen gestellt und wurde schon zwei Mal nach Basel eingeladen. Beim ersten Mal nahmen sich sieben Syngenta-Leute gut zwei Stunden Zeit, um uns alles ausführlich zu erklären. Dabei erhielten wir auch mehrere bunte Hochglanzprospekte in die Hand gedrückt. Auf Grund der ausführlichen und detaillierten Antworten reichte die Zeit jedoch nicht, um alle Fragen zu diskutieren. ACTARES wird die noch offenen Fragen schriftlich nachreichen.
Beim zweiten Mal gab es eine Präsentation durch Paraquat-AnwenderInnen und ExpertInnen aus China und aus Martinique. Die Präsentationen waren nicht sehr aufschlussreich, hingegen ermöglichte uns Syngenta ein Treffen mit den beiden Delegationen ohne Anwesenheit von Syngenta-Vertretern.
Sicherheit von KleinanwenderInnen nicht gewährleistet
Dieses Treffen war für beide Seiten sehr interessant, hatten doch diese Delegationen noch nie von der Kampagne gegen Paraquat gehört. In ihren Ländern gibt es auch keine Gruppen wie ACTARES oder die Erklärung von Bern. Zum Teil erhielten wir überzeugende Argumente zu Gunsten von Paraquat. Besonders auf Plantagen kann offenbar, bei strikter Kontrolle und mit guter Aus- und Weiterbildung, die korrekte Anwendung von Paraquat möglich sein. Hingegen ist uns schleierhaft, wie dies bei den Klein- und Kleinstanwendern garantiert werden könnte. In China zum Beispiel, sind Syngenta die vielen KleinanwenderInnen gar nicht bekannt. In der Provinz Sichuan gibt es zwar neuerdings Ausbildungsprogramme, die pro Jahr 40´000 bis 50'000 Leute erreichen. Die Provinz hat aber 85 Millionen EinwohnerInnen, wovon 75 Millionen Bauern sind. Die Rechnung geht nicht auf. Syngenta hat uns noch nicht überzeugt. Die Diskussion geht weiter.