Voten von Actares an der GV von Swatch Group
(Erstes Votum, zum Traktandum 1, Jahresbericht)
Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Damen und Herren
Ich muss sagen, ich habe heute eine rechte Berg- und Talfahrt erlebt: Beim Registrieren erhielten alle einen Televoter für die elektronische Abstimmung. Super, dachte ich, unser Vorstoss vom letzten Jahr hat also genützt. Als ich aber sah, dass auf der Tragtasche, in die er gesteckt wurde, „Notfallpaket“ stand, kamen mir schon wieder Zweifel und wirklich, geplant war, das Gerät gar nicht zu verwenden. Was soll das? Das ist völlig unverständlich und wie ein schlechter Witz. Ich hoffe sehr, dass Sie sich das nochmals gut überlegen bis zum nächsten Jahr.
Das Votum von Herrn Hayek gegen das Securitiy Lending von Banken und Pensionskassen kann ich nur voll und ganz unterstützen. Das müsste verboten werden. Es gibt aber noch eine Möglichkeit, die Herr Hayek nicht erwähnt hat. Auch Aktien aus normalen Bankdepots, von Leuten, die nicht an eine GV gehen, werden von der Bank ausgeliehen und deren Stimmrechte werden dann an Generalversammlungen für unschöne Zwecke missbraucht.
Beginnen wollte ich eigentlich mit einem Lob: Swatch sei eine tolle Firma. Sie haben es schon von Herrn und Frau Hayek gehört, was Swatch alles leistet: Originalität, Innovation, Entwicklung und Produktion einer Superbatterie, guter Geschäftsgang, hohes Eigenkapital, Schaffung von Arbeitsplätzen usw. Bezüglich Geschäftsgang muss in diesem Zusammenhang einmal gesagt sein: die Erwartungen der Analysten und Spekulanten – und sicher auch von einigen Kleinaktionärinnen und -aktionären – dass es jedes Jahr aufwärts gehen soll, ist völlig krank. Schwankungen von Umsatz und Gewinn sind doch ganz normal. Die Börse macht bei einem Rückgang auf Panik, obwohl das Resultat immer noch gut ist. Langfristig orientierte Investoren sollte das nicht kümmern.
Sie erinnern sich, meine Damen und Herren, Actares verlangt, dass auch die Berichterstattung über Unternehmensverantwortung informativ und nachvollziehbar sein muss. Bei Swatch, als etwas ausserordentlichem Grosskonzern, bestehen eigentlich kaum Zweifel über den hohen Stellenwert der gesellschaftlichen Verantwortung, weil eben keine Manager an der Spitze stehen, sondern die Familie Hayek, die nicht nach ein paar Jahren wieder weg ist. Wenn dann aber nicht darüber berichtet wird, ist das ziemlich ärgerlich.
In einem nützlichen Gespräch im Herbst letzten Jahres – vielen Dank – erhielt Actares interessante Informationen, unter anderem über die Beschaffung von sauberem Gold und wir konnten unser Anliegen für eine verbesserte Berichterstattung nochmals vorbringen und begründen.
Und siehe da: im neuen Geschäftsbericht hat sich die Berichterstattung zu Umweltschutz und Sozialpolitik glatt verdoppelt! Zwar nur von 3 auf 6 Seiten, aber immerhin. Da sind viele spannende Informationen drin. Mit konstruktiver Kritik kann man offensichtlich etwas bewirken. Ob die guten Vorsätze und Leitprinzipien auch umgesetzt werden, muss aber nachgeprüft werden können. Da gibt es noch zu tun.
Meine Damen und Herren: lesen Sie die Seiten 140 bis 145 des Geschäftsberichtes, da stehen spannende Sachen drin. Zum Beispiel, dass die Daten umfassend erhoben und ausgewertet werden und die Resultate Grundlage für neue Zielsetzungen sind. Da steht, dass auf Hölzer von bedrohten Baumarten verzichtet wird, dass Edelmetalle und Edelsteine nur aus ethisch einwandfreien Quellen stammen sollen, dass CO2-Emissionen verringert und die Energieeffizienz verbessert werden soll. Grafiken mit dem Verlauf über die Jahre werten die Information auf.
Wussten Sie, meine Damen und Herren, dass Swatch auch Wasserkraftwerke besitzt? Ich wusste es nicht, auf Seite 142 können sie es lesen. Weitere spannende Informationen werde ich Ihnen nicht verraten, lesen Sie es selbst. Dass auch diese Berichterstattung noch verbessert werden kann steht übrigens auch drin. Ja, bei Swatch gibt es einen echten Dialog und wenn Frau Hayek hier sagt, ein Anliegen werde im VR diskutiert, dann geschieht das auch so!
Trotz der guten Nachricht, kann Actares nicht bei allen Abstimmungen Ja stimmen. Unsere öffentlich einsehbaren Abstimmungsrichtlinien und -kriterien müssen wir natürlich auf alle Unternehmen gleich anwenden. Nach diesem Massstab genügt der Jahresbericht halt doch noch nicht und es reicht leider nicht für ein Ja zur Decharge. Persönlich finde ich das schade.
Es bleiben zwei weitere Anliegen von Actares, die zur guten Unternehmensführung gehören, wie die Veröffentlichung des Protokolls der GV mit allen Fragen und Anworten auf der Website des Unternehmens oder die elektronische Abstimmung an der GV, vielleicht mit einer Smart-Swatch? Sie könnten sogar Zeit sparen damit, wie es gestern bei UBS mit einer neuen Art von Televotern der Fall war.
Eine weitere Pendenz besteht noch: an der letzten GV fragte ein Aktionär nach den Massnahmen, die bei Swatch einen Fall Sika verhindern sollen, also dass z.B. bei einem Verkauf die Rechte der Publikumsaktionäre aufgrund von Vorzugsaktien der Familie missachtet werden. Das ist zwar nicht inSicht, aber solche Sachen regelt man besser, wenn die Wahrscheinlichkeit noch klein ist. Sie wollten das auch im VR besprechen. Was ist die Antwort?
Die verbleibenden Fragen von Actares:
- Was habenSie beschlossen bezüglich Wahrung der Rechte der Minderheitsaktionäre in einem hypothetischen „Fall Sika“?
- Wann wird die elektronische Abstimmung eingeführt?
- Wann wird das vollständige GV-Protokoll auf der Swatch-Website formlos zugänglich sein?
Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit
(Spontanes zweites Votum, zum Traktandum 5, Wahlen)
Ich hatte eigentlich nicht im Sinn nochmals zu sprechen, möchte aber auf die Idee von Frau Hayek antworten, Swatch sei doch ein Sonderfall und sollte anders beurteilt werden als normale Unternehmen. Persönlich kann ich dem zustimmen, aber die Abstimmungsempfehlungen von Actares sind seriös fundiert und für alle gleich und diese muss ich hier vertreten. Bei den Wahlen lehnt Actares nämlich die Wiederwahl von Frau Hayek ab, weil die Wahl zur Präsidentin nicht separat erfolgt und jene von Herr Hayek, weil er als CEO in den Vergütungsausschuss gewählt werden soll.
(Votant: Rudolf Meyer, Präsident von Actares)