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Exorbitanter Lachgas-Ausstoss in Visp: Actares kritisiert zögerliche Massnahmen durch Lonza

Actares – Aktionärinnen und Aktionäre für nachhaltiges Wirtschaften – ist hoch besorgt über die seit Jahren austretende Lachgaskonzentration in der Lonza-Produktionsstätte und vermisst entschlossene Massnahmen. In einem Brief an den Pharmazulieferer bat Actares um Stellungnahme. Leider überzeugt die Antwort von Lonza-Präsident Baehny nicht.

Seit 1971 tritt im Lonza-Betrieb in Visp Lachgas aus, als Nebenprodukt des erfolgreichen Vitaminpräparates Niacin. Seit 2012 besteht das gesellschaftliche Bewusstsein dafür, dass Lachgas das Klima schädigt – mehr als Methan und CO2. Erst 2017 wurde Lonza gemäss eigenen Angaben auf die hohe Konzentration der austretenden Menge in Visp aufmerksam. Lonza bestätigt einen Bericht des «Magazins», dass es sich bei der Menge um jährlich 600'000 Tonnen CO2-Aequivalente handelt. Dies entspricht laut Recherchen der Publikation der gesamten Abgas-Emissionen des Schweizer Strassenverkehrs und damit über 1 Prozent aller Klimaschadstoffe. Ein enorm hoher Wert.

Lonza kann in ihrer Stellungnahme gegenüber Actares vom 29. Oktober zwar glaubhaft machen, die Schadstoffe unaufgefordert gemessen, ausgewiesen und dem Bundesamt für Umwelt BAFU in Eigeninitiative gemeldet zu haben – und es zeigt sich, dass auch dem BAFU eine griffige Handhabe fehlt, um ohne Verzug Massnahmen einzuläuten oder den Konzern zu schnellem Handeln zu zwingen. Im vergangenen Februar kündigte Lonza zwar an, eine Katalysator-Lösung in der Grössenordnung von 12 Mio. Franken zu tätigen, um das Problem weitgehend aus der Welt zu schaffen. Nun stellt sich heraus, dass es bei dieser «Investition» zu Verzögerungen bis 2022 kommt.

Mehr Verantwortungsbewusstsein statt Profit-Abklärungen

Lonza kann sich mit der Betonung auf Eigeninitiative und unverschuldetem Warten auf Anordnungen des Bundes nicht aus der Verantwortung ziehen. Zumal Lonza, bevor gehandelt wird, zurzeit prüft, ob sie die dringend nötigen Massnahmen als CO2-Kompensationsprojekt deklarieren und damit von Emmissionszertifikaten profitieren kann. Konzern-Verwaltungsratspräsident Albert M. Baehny schreibt: «Wäre die Niacin-Produktion nicht mehr wirtschaftlich, würde dies den C2-Verbund (Prozesskreislauf, Anm. Actares) in Frage stellen. Es ist bei Investitionen in dieser Grössenordnung durchaus üblich, verschiedene Optionen zu prüfen.»

Actares vertritt auch Lonza-Aktionärinnen und -Aktionäre, die sich seit Jahren für nachhaltiges Wirtschaften einsetzen. Actares versteht sich als marktwirtschaftsfreundliche, aber auch als kritisch beobachtende Organisation und als Teil der zunehmend umwelt- und klimabewussten Gesellschaft. Darum erachtet es Actares als stossend, dass ein Konzern möglicherweise 50 Jahre lang das Klima schädigt und seit Anerkennung des Problems Jahre verstreichen lässt, um dieses zu lösen, und überdies von CO2-Kompensationsgeldern profitieren will. Bei einer «Investition» nota bene, die Lonza aus der Portokasse bezahlen könnte. Dies entspricht nicht den Werten eines Konzerns, der im Zusammenhang mit den ESG-Zielen eigentlich gut unterwegs ist.

Actares appelliert an den Konzern, nun alles daran zu setzen und den längst geplanten Katalysator unabhängig von möglichen finanziellen Hilfen in Betrieb zu setzen.