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Im 3. Jahr der Pandemie: Kaum ein Konzern ist an der Partizipation seines Kleinaktionariats interessiert

Actares – Aktionärinnen und Aktionäre für mehr Konzernverantwortung – stellt mittels Umfrage im Januar fest, dass die SMI-Konzerne ihre Aktionärinnen und Aktionäre nicht oder nur ungenügend als Dialogpartner in ihre Generalversammlungen einbeziehen. Actares deutet dies als Ausdruck des fehlenden Willens und fordert deutlich mehr Engagement.

Keine physischen Generalversammlungen. Diese Vorgabe des Bundes gilt seit Pandemiebeginn im Frühjahr 2020. Im ersten Jahr waren alle überrascht worden. Dass die Konzerne damals die genügende Partizipation ihrer Aktionärinnen und Aktionäre nicht sicherstellen konnten, wurde von Actares nicht kritisiert. Inzwischen befinden wir uns im dritten Jahr der Pandemie, und die fehlende Beteiligungsangebote lassen sich nicht mehr mit der Pandemie begründen. Sie sind Ausdruck des fehlenden Willens.

Eine Umfrage bei den Konzernen hat ergeben: Nur gerade drei haben ein Angebot geschaffen, das über die schriftliche Abstimmung – vertreten durch die jeweiligen Stimmrechtsvertreter – hinausgeht und damit den Dialog zwischen Konzern und Anlegerschaft fördert: Sika, UBS und Novartis. Sie liessen sich bereits im vergangenen Jahr etwas einfallen, organisierten einen Livestream, griffen vor der Versammlung eingereichte Statements wie jene von Actares auf und nahmen via Verwaltungsratspräsident dazu Stellung. Swiss Re organisierte immerhin im Anschluss an die GV eine Diskussionsrunde, in welcher sich Anlegerinnen und Anleger einbringen konnten. Der überwiegende Rest der 20 SMI-Unternehmen signalisiert bis heute nichts, was den echten Willen zum Dialog vor, während oder nach der GV und den Einbezug von konstruktiver Kritik erkennbar macht. Die meisten verweisen auf den unabhängigen Stimmrechtsvertreter und bedauern die Absage einer physischen Veranstaltung.

Konstruktive Kritik als Teil einer glaubwürdigen Nachhaltigkeitsstrategie

Nach zwei Jahren der Pandemie wertet Actares dieses Bedauern als nicht glaubwürdig. Bereits 2021 hat Actares das fehlende Partizipationsangebot mit Stirnrunzeln zur Kenntnis genommen. Im Jahr 2022 wird die Pandemie klar als Vorwand gedeutet. Dies auch deshalb, weil es gesetzeskonforme elektronische Mittel für die direkte Interaktion gibt. Mit dem neuen Aktienrecht, das auf die Stärkung der Aktionärsrechte ausgerichtet ist, werden die Voraussetzungen für die digitale Unmittelbarkeit der Generalversammlungen geregelt. Dabei muss sichergestellt werden, «dass jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin Anträge stellen und sich an der Diskussion beteiligen kann.»

Die meisten Konzerne schmücken sich mit einer gesamtheitlichen Nachhaltigkeitsstrategie. Es ist unbestritten, dass die direkte Interaktion zwischen Aktionariat und Verwaltungsrat zur nachhaltigen Strategie gehört. Die Konzerne täten gut daran, die kritischen Voten ihrer Aktionärinnen und Aktionäre zugunsten einer erfolgreichen Geschäftsentwicklung einzubeziehen.

Actares engagiert sich seit der Gründung im Jahr 2000 im Namen der nicht-institutionellen Aktionärinnen und Aktionäre für den kritischen, aber konstruktiven Dialog mit den Konzernspitzen. Actares erwartet nun ein unmissverständliches Zeichen für einen Dialog auf Augenhöhe. Andernfalls muss das Nachhaltigkeitsbekenntnis eines Konzerns ohne Alternativangebot als Lippenbekenntnis verstanden werden.