Editorial: Zweierlei Mass bei der SGS
Die Société Générale de Surveillance (SGS), ein grosses, international tätiges Audit- und Zertifizierungsunternehmen, kündigte Mitte November die Einführung einer neuen Dienstleistung an: die Zertifizierung von Nichtregierungsorganisationen (NGO). Sie schätzt die NGOs als wenig transparent ein, was Finanz- und Personalfragen betrifft. Die SGS schlägt eine Beurteilung auf der Basis der bewährten Kriterien der Corporate Governance vor. Diesem Ansinnen ist an sich nichts entgegenzusetzen. Auch NGOs sollen effizient und transparent funktionieren. Peinlich am Ganzen ist nur, dass die SGS wiederholt in Untersuchungen zur Transparenz und zur Corporate Governance schlecht abgeschnitten hat. Eine Studie der Stiftung Ethos über 100 börsenkotierte Schweizer Firmen platziert die SGS bezüglich Transparenz und Befolgung der Richtlinien der Schweizer Börse SWX auf Rang 87. In einer Studie der Fachhochschule Nordwestschweiz Aargau (s.S. 10) zur Nachhaltigkeitsberichterstattung der 100 grössten Schweizer Firmen (auch nicht börsenkotierte) gehört die SGS zum schlechtesten Viertel. Darin sind jene Firmen enthalten, die der Hochschule gar keine Informationen zur Verfügung stellten. Schliesslich gehörte die SGS auch zu jenen acht Firmen, die sich nicht die Mühe nahmen zu begründen, warum sie unsere Fragen zur Gleichstellung im Betrieb nicht beantworten wollten. Es würde der SGS gut anstehen, mit dem guten Beispiel voranzugehen, bevor sie andern mangelnde Transparenz vorhält.