Votum von Actares an der Credit Suisse-GV
Rudolf Meyer aus Zürich, Präsident von Actares, actionnariat responsable, für eine Wirtschaft mit Verantwortung.
Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren
„Diese Bank muss langweiliger werden!“ .... Das ist nicht von mir, sondern ein Zitat vom CEO, Herrn Thiam vom März. Ich kann da nur sagen: Endlich! Dies ist schon seit langem eine Forderung von Actares.
Es ist jedes Jahr das Gleiche: eine Unmenge an Themen. Die vielen Baustellen, die vielen Skandale, Bussen und Rückstellungen; nach der höchsten aller Bussen ein teurer amerikanischer Aufpasser im Hauptsitz und trotzdem: paradiesische Vergütungen. Das hat sich nicht nur nicht gebessert, nein, die Skandalmeldungen folgen sich immer noch Schlag auf Schlag. Goodwill muss plötzlich in Milliardenhöhe abgeschrieben werden, Berge von Ramschpapieren tauchen auf, plötzlich, wie aus dem Nichts. Und natürlich hat die Führung jeweils nichts davon gewusst, wurde überrascht. Seltsam.... Wie viele solcher Ramschpapiere noch vorhanden sind, ist unbekannt - Stichwort „Moçambique“, Sie wissen schon. Vielleicht hätten wir im Ergebnis für das erste Quartal mehr darüber erfahren. Die Veröffentlichung dieser Zahlen erst nach der Generalversammlung ist unschön und fördert die Vermutung, dass es noch böse Überraschungen gibt.
Es ist aber zu einfach, jetzt dem neuen CEO die Probleme in die Schuhe zu schieben. Er hat nur aufgedeckt, was so lange versäumt wurde. Zitat NZZ: „Die alte Führungsmannschaft um Brady Dougan hat offensichtlich über Jahre hinweg Altlasten vor sich hergeschoben.“ (Zitat Ende). Warum wohl? Natürlich, weil die Boni darunter gelitten hätten. Ein klarer Fehlanreiz des Vergütungssystems. Ähnlich verhält es sich mit dem Verkauf des Tafelsilbers: z.B. der Üetlihof ist unwiederbringlich weg und hat sicher geholfen, die Boni aufzubessern. Die alte Führungsmannschaft ist weg, deren Boni sind weg und Sie, Herr Präsident, sind noch da, haben das Ganze abgesegnet und tragen die oberste Verantwortung für all die Versäumnisse.
Es ist offensichtlich, dass auch die Risikokontrolle während Jahren versagt hat. Wozu gibt es eigentlich einen gut bezahlten Chief Risk Officer, diverse Ausschüsse in der Geschäftsleitung, eine interne Revison und einen Risikoausschuss im Verwaltungsrat? Dessen Mitglieder und vor allem dessen Präsident, Richard Thornburgh, Mitglied des VR seit 2006, haben offensichtlich versagt. Wieso sind sie noch im Amt? Es gäbe sicher noch andere Namen aus dem Risikoausschuss zu nennen. Manchmal kommt es mir vor wie Kindergarten: nur mit einem Schöggeli sind die Leute zu bewegen, das zu machen was sie sollten.
Im Geschäftsbericht geht es auf 50 Seiten nur um das Thema Risiko. Detailliert wird alles aufgelistet und trotzdem gibt es immer wieder gewaltige Überraschungen. Wieso das? Wir können uns nur wiederholen: Ganz offensichtlich sind die Weichen falsch gestellt! Die Weichen, das sind hier wieder die Anreize durch variable Vergütungen, populär Boni genannt. Und ganz offensichtlich hat Credit Suisse ihre Trader aus diesem Grund nicht im Griff. Nur mit neuen Verhaltensregeln kommt man dieser Unkultur nicht bei. Nur mit einer massiven Senkung dieser Boni.
Das Vergütungssystem wurde einmal mehr überarbeitet, wie fast jedes Jahr. Das ist einerseits löblich, weil Sie auf die Kritik aus dem letzten Jahr reagieren. Die Boni sinken, erfahren wir. Leider tun sie das nur beim mittleren Kader definitiv. Oben bleibt alles gleich oder ähnlich. Eine vortreffliche Massnahme um den Grossteil des Personals zu demotivieren. Der gleichzeitige massive Stellenabbau dient dann dazu, Proteste in Schach zu halten.
Grundsätzlich hat sich aber nicht viel geändert. Minutiös wird jeweils nachgewiesen, wieso eine Führungsperson ihre Boni verdient hat. Sogar bei Milliardenverlusten wird ein rechter Batzen davon ausbezahlt. Vielleicht ein bisschen weniger als bei Schönwetter. Aber immer noch sehr üppig. Niemand begreift das. Wahrscheinlich würden auch bei einem Crash noch Boni ausbezahlt, detailliert gerechtfertigt, logisch. Für Normalsterbliche ist schon lange klar: das funktioniert nicht. Es gibt keinen Zusammenhang des Geschäftsgangs mit den Millionensalären. Actares empfiehlt deshalb, alle Abstimmungen zu den Vergütungen abzulehnen.
Wenn es noch einen Beweis braucht, dass das System nicht funktioniert, dann ist das der freiwillige Verzicht von CEO und VR-Präsident auf einen Teil der Vergütungen. Sie haben gemerkt: zu offensichtlich ist das Missverhältnis von Jahresresultat und Vergütungen. Bei einem wirklich funktionierenden System braucht es das nicht.
Nun, einmal mehr, zum Thema Klimawandel, ein leidiges Thema, bei dem Credit Suisse zwar viel Wind erzeugt, aber nichts wirklich beiträgt, was sie nicht sowieso als Bank tun müsste. Es besteht eindeutig eine Nachfrage nach klimafreundlichen Investments und wenn auch Credit Suisse solche anbietet, dann ist das keine besondere Leistung, sondern schlicht und einfach Kernaufgabe der Bank. Dass diese Produkte entsprechend dem Bekenntnis der Credit Suisse “We care for climate“ speziell beworben und bei den Kunden gefördert werden, lesen wir nirgends und wagen es zu bezweifeln.
Auf der Website von Credit Suisse findet man eine undatierte „Erklärung zum Klimawandel“. Der Klimawandel und seine Gefahren werden dort in keiner Weise bestritten. Credit Suisse schreibt, sie anerkenne ihren Teil der Verantwortung. Herr Präsident, meine Damen und Herren, angesichts des massiven Engagements von Credit Suisse in Kohle, Erdöl, Erdgas ist das eine sehr zweifelhafte Aussage!
All die eindrücklichen Berichte und Studien und Bekenntnisse, welche Credit Suisse zum Klima herausgibt, scheinen primär eines zu bewirken: sie vernebeln, dass die Bank gewaltig in nicht erneuerbare Energien investiert ist und – nicht nur bei den Kohleinvestitionen – weiterhin zu den führenden Banken gehört. Ein klares Beispiel von Greenwashing!
Zudem fehlen immer noch Angaben zum Fussabdruck, respektive der CO2-Wirkung der Investments und anderen Finanzierungen von CS. Grossbanken scheinen sich darauf geeinigt zu haben, zu sagen, dass es noch keine verlässliche Systematik gebe. Das ist eine faule Ausrede. Man hat sich vielleicht noch nicht auf Standards geeinigt, aber an CO2-Analysen gibt es eine grosse Auswahl. Setzen Sie sich mal mit Reto Ringger, Gründer und CEO der Globalance Bank in Verbindung, da könnten Sie etwas lernen.
Auch im Kohlebereich werden viele Papiere plötzlich nur noch Ramsch sein. Was geschah mit der indonesischen Kohlefirma Bumi-Resources, vor der Actares schon mehrmals warnte? CS ist dort Grossaktionärin und mit grossen Krediten engagiert. Bumi ist pleite! Auch das hat die CS nicht vorausgesehen.
Fazit: Weil man noch Geld verdienen kann mit der Zerstörung unserer Welt, wird es gemacht. Da sind all die schönen Erkenntnisse und Bekenntnisse nichts mehr Wert, fast wie die CS-Aktien an der Börse.
So wie CS heute wirtschaftet, trägt sie massiv zum Klimawandel bei. Gemäss einer Studie des Bundes vom September 2015, verursachen die aktuellen Investments des Schweizer Finanzplatzes einen Temperaturanstieg um 4 – 6°. Die CS trägt sicher einen ansehnlichen Teil dazu bei. Das meine Damen und Herren ist die Realität. Wollen wir das? Herr Rohner, Sie setzen also auf ein 4 bis 6-Grad-Ziel, können Sie dazu stehen?
Zum Schluss die Fragen von Actares:
- Wieso gab es im Risikoausschuss des VR und bei andern Verantwortlichen keine personellen Konsequenzen?
- Wann werden Sie Zahlen zum Engagement von CS in nicht erneuerbare Energien veröffentlichen?
- Wann wird die CS eine Klimabilanz veröffentlichen, in der auch die Engagements in nicht erneuerbare Energien und der Rest des Kerngeschäfts berücksichtigt werden?
- Stehen Sie dazu, dass mit der aktuellen Geschäftspolitik ein 4 bis 6-Grad-Ziel angestrebt wird?
Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit
(Votant: Rudolf Meyer, Präsident von Actares)