Aus den Arbeitsgruppen
Die Saison der Generalversammlungen ist vorüber. Nur unter erschwerten Bedingungen konnten wir unsere eindringlichen Appelle direkt an die GVs richten. Bedingt durch die Corona-Notverordnung, war physische Anwesenheit nur gerade bei Novartis im März möglich, auch die Vertretung der Stimmen unserer Mitglieder wurde durch die Massnahmen gegen Covid-19 eingeschränkt. Nichtsdestotrotz erhob die Organisation öffentlich ihre Stimme und konfrontierte zum Beispiel die Banken UBS und CS mit konkreten Fragen. Eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Statements von Actares.
Arbeitsgruppe Pharma
Die AG Pharma intervenierte bei Roche in drei Bereichen, in denen dringender Handlungsbedarf besteht: 1. Mitwirkung am Carbon Disclosure Project (CDP), um eine objektive Beurteilung der Klimapolitik des Konzerns zu ermöglichen, 2. Vergütungen von Verwaltungsratspräsident und CEO Severin Schwan, die übertrieben hoch sind und eingeschränkt werden sollten, und 3. angemessene Vertretung beider Geschlechter im Verwaltungsrat.
Actares rügte Novartis wegen deren Strategie, teuer Unternehmen zuzukaufen, statt die eigene Forschung voranzutreiben. Kritisiert wird ferner, dass der Zugang zu Novartis-Medikamenten lückenhaft bleibt. Die fragwürdige Verlosung von Zolgensma-Behandlungen für todkranke Babys zeigt, dass die überhöhten Preise für zelltherapeutische Behandlungen von Zulassungsbehörden nicht mehr ohne Weiteres hingenommen werden. Lieferengpässe aufgrund der Covid-19-Epidemie waren ein weiterer Grund für eine Rüge an der Generalversammlung.
Arbeitsgruppe Versicherungen
In einer Medienmitteilung von Ende März hat die AG Versicherungen die im Jahr 2019 publizierten Massnahmen und Initiativen von Zurich Insurance im Zusammenhang mit ihrer Klima- und Umweltpolitik anerkennend gewürdigt. Wesentlich mehr Anstrengungen fordert Actares aber bei der konkreten Umsetzung. Auch hat Actares eine Verankerung der angekündigten Massnahmen und Initiativen in der Geschäfts- und Vergütungspolitik verlangt.
Der Rückversicherer Swiss Re hat 2019 grosse Schritte in Richtung einer verantwortungsvollen Klima- und Umweltpolitik unternommen. Actares hat sich darüber öffentlich positiv geäussert. Unser Augenmerk richtet sich nun darauf, dass die Ziele verbindlich fixiert werden und das Management von Swiss Re konsequent daran gemessen wird. Vom designierten Verwaltungsratspräsidenten Sergio Ermotti erwartet Actares mehr Sensibilität für Nachhaltigkeit und Klimaschutz, die er als UBS-Chef vermissen liess.
An die Versicherungsunternehmen SwissLife und Zurich richteten sich im vergangenen Jahr ausserdem zwei fachspezifische Briefe hinsichtlich ihrer Klimapolitik. Zwei ausführliche und meist aussagekräftige und positive Antworten sind zurückgekommen. Die Arbeitsgruppe ist überzeugt, dass beide Unternehmen die Fachkompetenz von Actares in dieser Frage anerkennen und zu würdigen wissen.
Arbeitsgruppe Nestlé
Der Einsatz von Nestlé im Kampf gegen die Covid-19-Pandemie entlang der gesamten Produktionskette, die finanzielle Unterstützung des IKRK und die Zusammenarbeit mit dieser Organisation waren Anlass für eine positive Würdigung durch Actares. Eine Rüge verdient hingegen das fehlende oder zu geringe Engagement für faire Arbeitsbedingungen auf den Palmölplantagen, insbesondere was die Kinderarbeit angeht.
Arbeitsgruppe Banken
Actares hat sowohl CS als auch UBS öffentlich aufgefordert, die Corona-Krise als Chance zu sehen, nun endgültig auf Finanzierungen von Öl-, Gas- und Kohleunternehmen zu verzichten und sich am 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klima-Übereinkommens zu orientieren. An die unabhängigen Stimmrechtsvertreter der Banken richtete Actares entsprechende Fragen, auf die konkrete Antworten erwartet werden. UBS hat sie beantwortet, CS erwähnte die Klimathematik an ihrer GV mit keinem Wort.
Der Bericht «Banking on Climate Change 2020» zeigt zwar, dass beide Banken im laufenden Jahr im Vergleich zu 2019 etwas weniger Kredite an Kohle-, Öl- und Gas-Unternehmen vergaben, aber insbesondere in Offshore-Öl- und Gasförderung mehr Gelder fliessen liessen. Wie sich dies mit der formulierten Klimastrategie vereinbaren lässt, bleibt unklar. Bei UBS stellte Actares ausserdem die Frage, welche Korrekturen die Bank an ihren Compliance-Prozessen anbringen will, um Strafzahlungen, die aus gesetzwidrigen Handlungen im Ausland resultieren, künftig zu vermeiden. Wir sind gespannt.
Arbeitsgruppe LafargeHolcim
Mehrfach hat Actares vom Zementkonzern Lafarge- Holcim öffentlich verlangt, die Nachhaltigkeit auf seiner Prioritätenliste an erste Stelle zu setzen. Das Unternehmen signalisierte gegen aussen zwar Fortschritte. Doch Actares insistierte auch anlässlich der diesjährigen Generalversammlung, dass das Unternehmen, das zu einer der Branchen mit den höchsten Treibhaus-gas-emissionen gehört, seine absolute Umweltbelastung signifikant reduzieren muss.