Valora/Kiosk AG: Niedriglöhne und Arbeit auf Abruf
Im Februar geriet die Kiosk AG, ein Unternehmen des Valora-Konzerns, in die Schlagzeilen. Beklagt wurden von Mitarbeitenden das miserable Arbeitsklima und die häufig sehr kurzfristige Festlegung der Arbeitszeiten im Verteilzentrum in Muttenz. Skandalös sei auch die schlechte Bezahlung der langjährigen Kioskangestellten. An der Generalversammlung der Valora war jedoch zu erfahren, dass seit April dieses Jahres keine Löhne unter Fr. 3300.− mehr ausbezahlt würden.
«Seit ich hier arbeite, bin ich extrem nervös und habe jeden Morgen einen Klumpen im Magen.» Solche Meldungen, die im Februar in den Medien auftauchten, bewogen ACTARES, an der GV von Valora aufzutreten. Die Medienberichte bezogen sich auf das miserable Arbeitsklima in der Verteilzentrale der Kiosk AG in Muttenz. Grösstes Problem seien die unberechenbaren Arbeitszeiten. Je nach Arbeitsanfall würden auch Festangestellte kurzfristig zu Überstunden aufgeboten oder nach Hause geschickt. Eine sinnvolle Planung der Freizeit und des Familienlebens sei so nicht möglich. Der Umgang der Führung mit den Mitarbei tenden sei von Misstrauen geprägt. Bei allen möglichen Gelegenhei ten werde mit Kündigung gedroht. Ausserdem weigere sich die Firma, einen Gesamtarbeitsvertrag abzuschliessen, und es gebe auch nach langjähriger Anstellung noch Nettolöhne unter 3000 Franken.
ACTARES an der GV
An der Generalversammlung der Valora in Bern kritisierte ACTARES diese Missstände. Nach dem ersten Konzernverlust in der fast hundertjährigen Unternehmensgeschichte soll nicht beim Personal gespart werden müssen. Nicht mangelndes Engagement des Kioskpersonals ist am Verlust schuld, sondern die gescheiterte Expansionsstrategie in Deutschland, den USA und der Schweiz, die Valora zwang, Millionenabschreibungen zu verbuchen. ACTARES forderte Verwaltungsratspräsident Peter Küpfer deshalb auf, die Valora in eine faire Arbeitgeberin zu verwandeln, das heisst, insbesondere in Muttenz für klare Arbeitszeiten zu sorgen und den Kioskangestellten in der ganzen Schweiz endlich die Löhne zu bezahlen, die sie verdienen. Ausserdem sei es an der Zeit, wie bei anderen Unternehmen auch , Löhne und Arbeitszeiten im Rahmen eines Gesamtarbeitsvertrages zu regeln . Über Fortschritte in der Personalpolitik solle regelmässig orientiert werden. ACTARES verlangt deshalb, dass künftig im Valora-Geschäftsbericht detailliert über die Schritte zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen berichtet wird.
Nur teilweise befriedigende Antwort
Die Antwort von Josef Jungo, stellvertretender CEO, lautete, es gebe seit zwei Jahren bei Valora keine Löhne mehr unter Fr. 3000.− (er erwähnte aber nicht, dass er von Bruttolöhnen sprach), ausserdem gebe es seit der ordentlichen Lohnrunde auf den 1. April keine Löhne mehr unter Fr. 3300.−. Auf die Forderung nach einem GAV ging er nicht ein . Das schlechte Arbeitsklima in Muttenz stritt er rundweg ab. Unregelmässige Arbeitszeiten seien unvermeidbar bei der Einführung neuer Systeme und saisonal bedingt. Wenn es z.B. in den Skiorten schneie, verdopple sich die Bestellmenge an Zeitungen und Zeitschriften. ACTARES wird die Angaben von Valora überprüfen.