Mehr Transparenz bei den Grossbanken

Im Oktober 2010 veröffentlichte Credit Suisse zum ersten Mal Teile ihrer Richtlinien und Weisungen zum Verhalten bei ökologisch oder gesellschaftlich sensiblen Geschäften. Bisher behaupteten die Grossbanken immer, eine Veröffentlichung sei nicht möglich. Durch diesen Schritt kommt UBS klar in Zugzwang.

Bei allen Unternehmen bedeutet Nachhaltigkeit zuerst eine ökologisch, gesellschaftlich und finanziell korrekte Führung des Betriebs. Das reicht aber nicht, auch die verkauften Produkte müssen während ihrer Lebensdauer den Nachhaltigkeitskriterien genügen. Bei den Banken schliesst dies die von ihnen mitfinanzierten oder auf andere Weise unterstützten Geschäfte mit ein. Deren Auswirkungen auf Um‑welt und Gesellschaft müssen genau geprüft werden.

Ausführliche Absichtserklärungen

Bei beiden Schweizer Grossbanken kann man sich auf der Website durch viele Seiten klicken, auf denen betont wird, dass sie ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen, dass der Klimawandel «zu den grössten Herausforderungen der Gegenwart» gehört und vieles mehr. Bekräftigt werden diese Erklärungen durch Mitgliedschaften bei internationalen Initiativen und durch freiwillige Vereinbarun‑gen. Dazu gehören der Global Compact der UNO, das Environment Program der UNO, die Wolfsberg Prinzipien zur Geldwäscherei, die Equator Principles zur Projektfinanzierung, die Carbon Principles und andere mehr.

Umsetzung bisher im Dunkeln

Wie all die lobenswerten Vorsätze und Versprechen umgesetzt, kontrolliert und evaluiert werden, dar‑über schwiegen sich die Banken bisher aus. Eine Diskussion über Inhalt und Wirksamkeit konnte des‑halb nicht stattfinden. Argumentiert wurde mit der Konkurrenz und mit der Gefahr von allfälligen recht‑lichen Forderungen, besonders aus den USA. Aus diesem Grund hiess es dann jeweils im Text nicht «wir halten diese Vorgaben ein», sondern unverbindlich «we aim to comply», wir bemühen uns, sie einzuhalten.

Eine Türe öffnet sich

Die Veröffentlichung einer Zusammenfassung der Sektor-Weisungen und Richtlinien von Credit Suis‑se ist ein lobenswerter, aber überfälliger Schritt in die richtige Richtung. Die jahrelangen Kampagnen der Zivilgesellschaft haben endlich erste Früchte getragen. Beispiele im Ausland sind Barclays und Rabobank.

Ökologisch und gesellschaftlich sensible Bereiche

Credit Suisse hat Richtlinien zu folgenden Bereichen veröffentlicht: Forstwirtschaft, Bergbau, Öl und Gas, Palmöl und Wasserkraft. Weitere Bereiche könnten sein: Landwirtschaft, Fischerei, Waffenproduktion und -handel, Biodiversität, Menschenrechte, indigene Völker oder Steuerpolitik. Interessante Analysen zu diesen Themen wurden von der NGO Banktrack erstellt. Banktrack untersucht jeweils die etwa 50 grössten Banken weltweit.

Die nächsten Schritte

ACTARES wird noch vor der Saison der Generalversammlungen 2011 die beiden Grossbanken fragen, wie es weitergeht. Nötig ist eine vollständige Veröffentlichung der Richtlinien und eine ausführli‑che regelmässige Berichterstattung über deren Umsetzung. Schwierigkeiten sollten dabei nicht ver‑schwiegen werden, sondern dazu dienen, die Richtlinien und deren Umsetzung zu verbessern. Damit würde eine substantielle öffentliche Diskussion möglich. ACTARES ist der Meinung, dass dies zu einer positiveren Einschätzung der Banken wesentlich beitragen könnte.

www.unglobalcompact.org
www.unep.org
www.wolfsberg-principles.com
www.equator-principles.com
www.carbonprinciples.org
www.banktrack.org