Votum von Actares an der Roche-GV 2018
Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren des Verwaltungsrates, sehr geehrte Anwesende.
Mein Name ist Veronika Hendry. Ich bin Präsidentin von Actares, dem Aktionariat für nachhaltiges und sozialverträglichesWirtschaften.
Actares erarbeitet für seine Mitglieder Abstimmungsempfehlungen und vertritt deren Stimmrechte an den Jahresversammlungen, zum Beispiel auch heute hier bei Roche.
Zuvor gelangen wir jeweils mit unseren Fragen schriftlich an die Unternehmen. Die Antworten, die wir erhalten, gehen meist über den von uns erwarteten Umfang hinaus. Nicht so bei Roche. Unser diesjähriger Brief blieb bis heute unbeantwortet. Vielleicht weil wir erneut Fragen zum Zugang von Medikamenten gestellt haben? Wir wissen es nicht.
Wir haben uns daher in diesem Jahr wieder einmal mit dem Thema Vergütungen auseinandergesetzt. Uns geht es dabei um das, was international als „Best Practice“ bezeichnet wird. Unter anderem um folgende Punkte:
- Höhe und Zusammensetzung.
- Verhinderung von Koppelungen und damit möglichen Interessentenkonflikten zwischen Verwaltungsrat, Management und Geschäftserfolg.
- Transparenz bei der Deklaration im Geschäftsbericht.
Weil bisher immer Managementgehälter im Fokus standen, möchten wir in diesem Jahr die Vergütung des Verwaltungsratspräsidiums genauer anschauen.
Ich bitte Sie, Herr Dr. Franz, diese Ausführungen nicht als Angriff auf Ihre Person zu verstehen. Unsere Kritik gilt vielmehr als Anregung, die Struktur und Transparenz der Vergütungen generell zu überdenken.
Zu ersten Punkt: Höhe der Entschädigung
Mit 5,7 Millionen Franken verdient der Verwaltungsratspräsident von Roche ca. 30 Prozent mehr als der Median seiner Kollegen in der Peer Group der SMI-Firmen . Auch im Internationalen Vergleich (Astra Zeneca, Bayer, Glaxo Smith Kline) ist die Vergütung bei Roche exorbitant, obwohl wir wissen, dass die Aufgaben eines Verwaltungsratspräsidenten im Ausland nicht in jedem Fall mit denjenigen in der Schweiz vergleichbar sind.
Aussergewöhnlich hoch sind auch die unter „Weitere Entschädigungen“ subsumierten zusätzlichen 1,7 Millionen Franken, ein Betrag, der für Non-Executives sehr hoch ist. Gerne wüssten wir, wie dieser Betrag gerechtfertigt und wofür er gedacht ist. Die AHV/IV-Beiträge werden ja vollumfänglich von Roche übernommen.
Wir fragen uns auch, weshalb die Vergütung des Verwaltungsratspräsidenten von Roche ca. 17,5 mal höher ist als diejenige der übrigen Mitglieder. Die Anzahl der im Jahresbericht aufgeführten Meetings kann ja kaum der Grund sein.
Angenommen, der Arbeitsaufwand bei Roche ist der Grund für eine solch aussergewöhnlich hohe Entschädigung. Dann muss die Frage erlaubt sein, warum das Verwaltungsratspräsidium von Roche Herrn Dr. Franz immerhin noch Zeit für Verwaltungsratsmandate bei Stadler Rail und Zurich Insurance Group lässt.
Zum zweiten Punkt: Koppelung des Bonus an den Geschäftserfolg und weitere Verknüpfungen
Was uns neben der enormen Höhe von ca. 5.7 Millionen Franken weiter stört, ist, dass ein Teil davon aus einem Bonus besteht, der an den Geschäftserfolg des Unternehmens gekoppelt ist.
Diese Praxis ist fragwürdig, da so die Interessen des Verwaltungsratspräsidenten und des Managements gekoppelt sind. Das entspricht nicht der „Best Practice“. Denn: Wie soll mit einer solchen Koppelung die Unabhängigkeit des Verwaltungsratspräsidenten gegenüber dem Management glaubhaft sein? Es kommt ja noch dazu, dass der CEO von Roche eine Doppelfunktion erfüllt, weil er gleichzeitig auch im Verwaltungsrat sitzt.
Zum dritten Punkt: Unklare Angaben über den Wert des Bonus
Wenn man genau liest, stimmt der Betrag von 5,7 Millionen Franken nur bedingt. Beim Bonus handelt es sich um Aktien, die 10 Jahre gehalten werden müssen. Roche gibt den Wert des Aktienpaketes mit 558’390 Franken an. Der effektive Wert liegt aber bei ca. einer Million Franken, weil die Aktien mit einer Vergünstigung von 44 Prozent abgegeben werden. In Tat und Wahrheit entspricht also die Vergütung des Verwaltungsratspräsidenten 6,2 und nicht 5,7 Millionen Franken!
Meine Damen und Herren: Transparenz sieht anders aus. Aus unserer Sicht besteht hier ein Handlungsbedarf, bevor daraus wieder ein Thema in der breiten Öffentlichkeit wird.
Deshalb unser Appell: Solch intransparente und exzessive Vergütungen für nicht exekutive Funktionen dürfen nicht gutgeheissen werden. Lehnen Sie wie Actares die Höhe der Vergütungen, die Gestaltung der Boni und die Wahl der Mitglieder des Vergütungsausschusses ab. Danke für Ihre Aufmerksamkeit!
(Votantin: Veronika Hendry, Präsidentin Actares)