Votum von Actares an der GV von Novartis
(Votum zum Traktandum 1 «Abstimmungen über die finanzielle und nichtfinanzielle Berichterstattung für das Geschäftsjahr 2023»)
Rolf Kurath, Horgen am Zürichsee. Präsident des Vereins Actares. Wir sind der Stimmrechtsberater für ethisch orientierte Privatpersonen aus der ganzen Schweiz.
Aus Sicht von Actares hatten Sie auch im letzten Jahr einen guten Lauf. Ihre Performance (finanziell, F&E) war exzellent. Sandoz ist auf Kurs. Mit der Fokussierung auf patentgeschützte, hochpreisige Therapien steigt Ihre Gewinnmarge – bald sollen es mindestens 40% sein.
Soll wieder das Primat des Shareholder-Value gelten? Actares will das nicht. Und sieht Handlungsbedarf in drei Bereichen:
1) Ihre Geschäftsberichte
In Ihren Berichten dokumentieren Sie ein hohes Ambitionsniveau, auch in den Bereichen Umwelt, Soziales und Governance. Die Transparenz über Ihre Konzepte, Methoden und Ergebnisse ist vorbildlich. Weshalb also nur eine konsultative Abstimmung über die nichtfinanzielle Belange? Actares erwartet, dass nächstes Jahr bindend über den Nachhaltigkeitsbericht abgestimmt wird – das steht so im Gesetz und den Statuten.
2) Ihre Vergütungen
Auch hier wird fast alles offengelegt. Das neue Vergütungspaket für den CEO ist State of the Art – und passt trotzdem nicht:
Die Gesamtvergütung des CEO lag im Jahr 2023 mit über 16 Millionen Franken um Faktor 5,3 höher als die von Actares tolerierte Obergrenze von drei Millionen Franken. Damit hat sich die Lohnschere zwischen den qualifizierten Mitarbeitenden in der Produktion (wie Laborantin oder Prozessingenieur) und dem CEO weiter geöffnet (auf geschätzte 1:160). Dies ist nicht gerecht.
Zudem fragen wir uns, ob man die Gewichtung der drei Vergütungskomponenten und die Leistungsanreize nicht stärker auf den langfristigen Erfolg auslegen müsste.
3) Ihr Engagement für die Gesellschaft
Die Pharma-Renditen haben eigene Gesetze: Am Anfang steht der Patentschutz. Daraus entstehen häufig Marktmonopole und die Macht, die eigenen Preise durchzusetzen. In Ländern mit einer hohen Armutsquote kann dies zur Unterversorgung mit lebenswichtigen Medikamenten führen.
Der globale Zugang zum Novartis-Portfolio ist ein Dauerthema unseres bilateralen Dialogs. Novartis geht diese Herausforderung systematisch an und unterstützt gute Programme (Tropenkrankheiten, Malaria).
Trotzdem ist Actares der Meinung, dass Novartis mehr tun muss, um ihre Produkte für alle Menschen erschwinglich machen. Ein Beispiel: Der Verkauf des Malaria-Medikaments zu Selbstkosten kann für die Patientin zu teuer sein. Weshalb also nicht Abgabe gegen eine geringe Schutzgebühr? Andere Möglichkeiten sind mehr freiwillige Lizenzvergaben sowie zusätzliche Mittel für die Entwicklung neuer Antibiotika. Damit investieren Sie in die Grundversorgung und verhelfen den Menschen zu einem besseren und längeren Leben – gemäss Ihrer ESG-Strategie.
Actares Abstimmungspositionen
Wegen der unangemessenen Höhe des Arbeitsentgelts für Verwaltungsratspräsident und Geschäftsleitung lehnt Actares alle Vergütungs-Anträge ab.
Den anderen Sachgeschäften kann Actares zustimmen.
(Votant: Rolf Kurath, Präsident)