Editorial: Von der Börse in den Gerichtssaal
An der Schweizer Börse häufen sich die bösen Überraschungen: Nach dem UBS-Alptraum dürften nun Sonova und vielleicht auch Logitech das Interesse der Justiz auf sich ziehen. Wahrlich keine erfreulichen Aussichten!
Bedauerliche Tendenz
Aufgabe der Aktionärinnen und Aktionäre in unserer heutigen Wirtschaft ist es, die Unternehmen mit Kapital zu versorgen. Als Unternehmenseigner tragen sie ein wirtschaftliches Risiko: Misserfolge werden mit rückläufigen Kursen, schlimmstenfalls mit Totalverlusten quittiert. Dieses Eigentumsverhältnis erfordert, dass Unternehmen transparent und nach strengsten Regeln geführt werden. Vertrauen ist in dieser Konstellation unverzichtbar. Die Aktionärinnen und Aktionäre müssen Geschäftsgang, Strategie, Risiken, Zukunftsaussichten und Chancen analysieren und bei Bedarf im Dialog mit dem Management zusätzliche Auskünfte einholen können. Das Verfassen von Klageschriften, das Anrufen von Gerichten und das Einschalten von Anwälten gehören nicht zu ihren Aufgaben.
Zurück zur Wirtschaft
Statt vor Gericht zu streiten, strebt ACTARES lieber den Dialog an und verlangt, dass die Verantwortung wahrgenommen wird. Aber wo es, wie bei Sonova, an der elementarsten Redlichkeit zu fehlen scheint, ist Untätigkeit keine Option. Und nach dem Fall UBS, in dem sämtliche Bemühungen umsonst waren, ist es unsere Pflicht, alle möglichen Reaktionen auf den Sonova-Skandal zu prüfen, auch die rechtliche. Aber zum Glück (wenn man so sagen darf) gibt es daneben noch genügend Grundsatzfragen, die eine direkte Intervention von ACTARES erfordern: Die Deponien der Basler Chemie warten noch immer auf eine Sanierung, die Grossbanken distanzieren sich nur sehr zögerlich von fragwürdigen Investitionen, und die Versicherungen scheinen die Tragweite des Klimawandels noch immer nicht erfasst zu haben. Angesichts der Vielzahl von Fragen, mit denen sich ACTARES im ersten Halbjahr 2011 beschäftigt hat, steht eines bereits fest: 2011 wird ein bewegtes Jahr.