Editorial: Hartnäckigkeit zahlt sich aus
«Es waltet ein Verhängnis über guten Vorsätzen – sie kommen immer zu spät», schrieb Oscar Wilde 1890. Ein Phänomen, das auch oft für Grosskonzerne gilt. Erst wenn Skandalmeldungen über Menschenrechtsverletzungen oder über Korruption für Schlagzeilen sorgen, werden Nachhaltigkeitsrichtlinien strenger. Deshalb braucht es neben der Kontrolle durch Organisationen wie Actares eine rechtliche Regelung, wie sie die Konzernverantwortungsinitiative vorsieht. Konzerne mit Sitz in der Schweiz sollen künftig eine regelmässige Sorgfaltsprüfung zu den Auswirkungen ihrer Tätigkeit auf Menschenrechte und Umwelt ablegen. Denn Vorsorge ist besser als Nachsorge.
Neue Möglichkeiten
Dank der Digitalisierung sind länderübergreifende Kampagnen einfacher zu koordinieren, und Information wird schneller verbreitet. Mit mehreren weltweiten Protestaktionen wurde dieses Jahr von den Banken gefordert, aus besonders klimaschädigenden Grossprojekten auszusteigen. Der steigende Druck zeigt Wirkung: Diverse Banken haben sich von Pipelinebetreibern distanziert. Auch die französische BNP Paribas, eine der grössten Banken Europas, will die Zusammenarbeit mit Unternehmen einstellen, die Geschäfte mit Fracking von Öl und Gas oder mit Abbau von Teersand betreiben.
Die Macht der Investoren
Credit Suisse hingegen, ein wichtiger Investor für mehrere Firmen mit Pipeline- und Kohlewerkprojekten, hielt trotz Reputationsrisiken am bisherigen Kurs fest. Solch mangelndes Risikobewusstsein ist nicht nur Actares ein Dorn im Auge, sondern auch grossen Investoren. Der norwegische Staatsfonds kündigte im Sommer an, dass er bei den Banken, an denen er beteiligt ist, künftig auf das Klimabewusstsein achten wird. Auch andere institutionelle Investoren nehmen zunehmend Einfluss auf «ihre» Konzerne. Der weltweit grösste unabhängige Vermögensverwalter BlackRock sprach sich 2017 dafür aus, dass mindestens zwei Sitze pro Verwaltungsrat mit Frauen besetzt werden sollten, und stimmte an Generalversammlungen strenger ab. Dass solche Schwergewichte nun auch Forderungen vorbringen, wie sie Actares schon länger stellt, ist eine grosse Chance. Actares wird deshalb auch 2018 hartnäckig auf wichtige Themen aufmerksam machen.