Editorial: Wege zu mehr Verantwortung
Die Generalversammlungssaison 2017 hat gezeigt, dass die freiwilligen Selbstverpflichtungen der Unternehmen weiterhin zu wenig greifen. So werden die Zulieferketten noch allzu oft ausgeklammert, wie sich an der Verpflichtung von Nestlé zu «entwaldungsfreien» Produkten bis 2020 zeigen lässt. Hinzu kommt, dass die Leistungsziele der Manager oft nicht vereinbar sind mit einer konsequent verantwortungsvollen Geschäftspraxis.
Frankreich geht voran
Wo das freiwillige Engagement nicht ausreicht, müssen andere Wege eingeschlagen werden. Frankreich ist das erste Land, das Unternehmen gesetzlich zur Achtung von Menschenrechten und Umwelt verpflichtet und zwar auch in ihren Tochterunternehmen und Zulieferketten. Wie steht es mit der Schweiz, dem Land mit der grössten Konzerndichte? Der Bundesrat hinkt mit einem mutlosen Aktionsplan hinterher und empfiehlt die Konzernverantwortungsinitiative (Kovi) zur Ablehnung. Die Kovi setzt deshalb auf Schweizer KMU als Botschafter.
Gleiche Anliegen
Die Kovi ist nicht der einzige Vorstoss für mehr Verantwortung in Schweizer Grosskonzernen. Die kürzlich lancierte Initiative gegen die Finanzierung von Kriegsmaterial beispielsweise will für alle Finanzdienstleister ein Verbot von Investitionen in Rüstungskonzerne. Auch Actares ruft die Banken und Versicherungen seit Jahren dazu auf, verantwortungsvoll zu investieren. Firmen und Projekte, die nicht erneuerbare Ressourcen fördern, in deren Produkte Kinderarbeit steckt, oder die Kriegsmaterial produzieren, sollen keine Finanzierung von den Banken erhalten.
Indirekte Einflussnahme
«Alle besitzen Aktien, alle tragen Verantwortung.» Dieser Slogan von Actares erinnert daran, dass über die Pensionskassen oder die dritte Säule jede und jeder indirekt Kapital in Aktien angelegt hat und somit mitverantwortlich ist für das Gebaren der Unternehmen. Gebündelt erreichen die Stimmrechte dieses Aktienkapitals ein bemerkenswertes Volumen. Actares engagiert sich deshalb dafür, dass Versicherte nicht nur über das Stimmverhalten ihrer Vorsorgeeinrichtungen informiert werden, sondern auch die Hebel zur Einflussnahme kennen.