Netzwerk: Die EvB schaut hin – nun als Public Eye
Wenn zweifelhafte oder illegale Praktiken von Konzernen mit Sitz in der Schweiz ans Licht kommen, steckt oft die Erklärung von Bern dahinter. Im Herbst präsentiert der Verein unter neuem Namen die Resultate einer Rohstoffrecherche.
Was haben der Neffe eines südafrikanischen Präsidenten und ein georgischer Ex-Verteidigungsminister gemeinsam? Sie hantierten mit Millionen aus zweifelhaften Ölgeschäften. Sie versuchten, diese mithilfe von Offshore-Firmen zu verstecken. Und sie nahmen dafür die Hilfe von Schweizer Anwälten in Anspruch. Die beiden durch die «Panama Papers» bekannt gewordenen Fälle zeigen, welch zentrale Rolle die Schweiz bei dubiosen Rohstoff- und Finanzgeschäften spielt. Sie machen zugleich deutlich, warum es Organisationen wie die Erklärung von Bern (EvB) braucht.
Unter neuem Namen
Vor 48 Jahren wurde die EvB von einer Gruppe engagierter Menschen gegründet. Heute wird der Verein von über 25’000 Mitgliedern getragen und beschäftigt in seinen Büros in Lausanne und Zürich dreissig Mitarbeitende. Ob es um Rohstofffirmen, Saatgutkonzerne, Schokolade- oder Kleiderfirmen geht: Die EvB deckt auf, informiert und mobilisiert, wenn internationale Konzerne ihre Gewinne maximieren, während Näherinnen in der Türkei zu Hungerlöhnen schuften, Kinder ungesichert in afrikanische Goldminen steigen oder die Bauern in Indien mit Pestiziden «made in Switzerland» ihre Gesundheit ruinieren. Dieses Jahr legt die Organisation ihr Hauptaugenmerk auf die problematischen Bedingungen in den Schuhfabriken Osteuropas. Ausserdem wird sie mit einer umfassenden Recherche zu einem kaum bekannten, globalen Rohstoffgeschäft an die Öffentlichkeit treten. Allerdings nicht mehr als EvB. Im Mai hat die Generalversammlung beschlossen, die Organisation in «Public Eye» umzubenennen. Der Name bringt auf den Punkt, was der Verein als seine Kernaufgabe sieht: Politik und Wirtschaft auf die Finger schauen und Missstände öffentlich machen.