Arbeitsgruppen
Die Arbeitsgruppen bilden das fachliche Kompetenzzentrum von Actares. Folgend werden die Schwerpunkte ihrer Arbeit zusammengefasst.
Banken
Auch wenn wir uns bereits im Dezember über die Hauptthemen abgesprochen hatten, musste die Bankengruppe doch sehr überstürzt ins Jahr 2021 starten. Denn UBS hatte kurzfristig entschieden, die GV um fast einen Monat vorzuverschieben, die Fragen an UBS mussten also innert kürzester Frist verschickt werden.
Weil physische Auftritte coronabedingt unmöglich waren, stellten die Teams per Videobotschaften via Social Media ihre Fragen und Forderungen an die Konzerne, so auch die Bankengruppe. UBS nahm sich an der GV viel Zeit für die Beantwortung dieser Fragen. Auch wenn der Inhalt sehr vage blieb und der Dialog digital ohnehin schwierig zu führen ist, wurden die Anliegen von Actares immerhin gewürdigt und sichtbar gemacht.
Ab April überschlugen sich dann die Ereignisse. In unseren fast wöchentlichen Calls mussten wir uns zuerst selber darüber klar werden, was bei Credit Suisse innert kürzester Zeit alles passierte. Greensill, Archegos, es wurde täglich schwieriger, das eigentlich definierte Hauptthema «Klima» in den Fragestellungen zu berücksichtigen. Hingegen bestätigte sich unsere bisherige Einschätzung des ungenügenden Risikomanagements, und wir haben uns mit grosser Sorge gefragt, wie ein einzelner Kunde eine Grossbank ins Wanken bringen kann.
Der Bankengruppe gelang es, die Anliegen von Actares auch medial zu verbreiten und den Bekanntheitsgrad zu erhöhen.
Die Zusammenarbeit der Gruppe funktionierte dank Zoom-Zugang ausserordentlich gut und ermöglichte ihr eine engere Zusammenarbeit und Diskussion. Wir konnten uns während der GV-Saison von Mitte März bis Ende April praktisch wöchentlich während 30 bis 60 Minuten austauschen.
LafargeHolcim
Unser Brief an den Verwaltungsratspräsident Beat Hess verlangte ausführliche Antworten zu den Geschäftsresultaten, der Strategie, zum Klimawandel (Umwelt, Zirkularwirtschaft, Biodiversität), und Menschenrechten. Thema war auch die Generalversammlung 2021 und die Entlöhnung der Geschäftsleitung. Wir bemängelten das Fehlen von Anreizen für Bemühungen zur Nachhaltigkeit. Das wurde im Geschäftsbericht, der unlängst erschienen ist, nun nachgeholt. Die Ausgestaltung ist aber wenig konkret und bleibt also ein Thema für uns. Die diesjährige Generalversammlung liess zwar Fragen zum Geschäftsgang zu, diese wurden aber nicht öffentlich beantwortet. Im Zoom-Dialog mit Verantwortlichen des Konzerns wurde uns versichert, dass man Überlegungen anstelle, wie eine aktivere Partizipation der Aktionärinnen und Aktionäre künftig organisiert werden kann.
Die Nachhaltigkeitschefin Magali Anderson, die der Geschäftsleitung angehört, ist mittlerweile auch zuständig für Innovation. Sie scheint sich ernsthaft darum zu bemühen, dass LafargeHolcim der Umwelt besser gerecht werden kann. Das unterstreicht der Konzern mit der Teilnahme an «Climate-Action 100+» als weltweit erster Zementkonzern. Anderson verspricht zudem noch für dieses Geschäftsjahr die Publikation der Strategie zur Biodiversität, deren Stellenwert gestärkt werden soll. Mit ihrem fundierten Hintergrundwissen kann sie im Advisory Board von «Business for Nature» eine wichtige Rolle spielen. Mit der Perspektive der kritischen Aktionärinnen und Aktionäre sind wir gespannt auf das Ergebnis.
Nestlé
Die Gruppe hat sich vor allem mit Nestlés ehrgeizigem und erfreulichem «Weg zur ‹grünen Null›» (Ende 2020) befasst. Wie wird Nestlé sein Wachstum und die Emissionsverringerung unter einen Hut bringen? Bis 2030 muss der Ausstoss im Vergleich zu 2018 um 50 Prozent verringert werden, unabhängig vom Wachstum des Unternehmens. Themen waren zudem:
- Zertifizierung von Palmöl: 2020 haben wir auf Plantagen in Malaysia Fälle angezeigt, die an Zwangsarbeit grenzen. Die Presse hat das aufgenommen, Nestlé hat dementiert. Daher hat sich die Frage, welche Garantien Nestlés Zertifizierung gegen Kinderarbeit, Menschenrechte und Umwelt bringt, erneut gestellt. Die RSOP-Zertifizierung und weitere Massnahmen sollen gewährleisten, dass 85 Prozent des Palmöls nachhaltig hergestellt werden. Allerdings bestehen Zweifel an der Unabhängigkeit der Zertifizierungsstelle.
- Nutzung von Mineralwasserquellen: Wird mit dem Verkauf des Grossteils der amerikanischen Mineralwassersparte die Verantwortung für die sozialen und ökologischen Probleme in diesem Bereich nicht auf andere abgeschoben? Die Antwort ist enttäuschend – es besteht nur Hoffnung, keine Gewähr, dass der Käufer vom langfristigen Engagement von Nestlé profitieren wird. Die übermässige Grundwasser-Nutzung von Vittel gibt nach wie vor Anlass zur Sorge.
Kopfzerbrechen bereitet uns auch die Frage des Preises – und der Preisstabilität –, der Kakao-Produzenten ein menschenwürdiges Einkommen garantiert. Leider war Nestlés Antwort sehr allgemein. Weiter offen ist die Frage zum Budget, mit dem die Abschaffung der Kinderarbeit sichergestellt werden soll.
Actares interessiert sich für die Zusammenarbeit mit den Behörden und der lokalen Bevölkerung, die zum Standard für verantwortungsbewusste Beschaffung gehört. Wie diese Absprache von den lokalen Akteuren verstanden und von Nestlé beurteilt wird, gilt es noch auszuwerten.
Es bleiben viele Fragen. Wir bleiben dran!
Pharma
Trotz COVID-19-Pandemie haben Novartis und Roche auch im Jahr 2020 sehr viel Geld verdient. Allerdings gerät das auf Besitzstandwahrung ausgelegte, defensive Geschäftsmodell der Big Pharma unter den Druck der Finanzmärkte. Investoren setzen zunehmend auf Anbieter mit schlankeren Strukturen, wie das die Kursentwicklung von Moderna und Biontech gezeigt hat. Eine Beachtung der ökologischen, gesellschaftlichen und sozialen Aspekte der Unternehmensführung ist angezeigt. Actares hat deshalb im Dialog mit den beiden Verwaltungsratspräsidenten und bei der Begründung der GV-Abstimmungspositionen klare Erwartungen formuliert.
Diese betreffen die Prävention und Bekämpfung von übertragbaren Krankheiten, das Engagement gegen Antibiotika-Resistenzen, faire Preise, die Klimapolitik und mehr Transparenz über Konzernverantwortung. Deshalb hat Actares vorgeschlagen, den Bericht über die nicht-finanziellen Belange gemäss Art. 964bis-quater OR der Generalversammlung bereits im 2022 vorzulegen. Diese Berichterstattungspflicht soll voraussichtlich zwei Jahre später eingeführt werden. Sie umfasst die Themenbereiche Umwelt (insbesondere Klimapolitik), Soziales, Arbeitnehmerbelange, Menschenrechte und Korruptionsbekämpfung. Dadurch können die Ziele, die konkreten Massnahmen und die Fortschritte bei der Erreichung der Ziele analog Vergütungsbericht jährlich überprüft werden.
Roche hat darauf verzichtet, die GV via Webcast zu übertragen und auf die Stellungnahmen ihrer Aktionärinnen und Aktionäre einzugehen. Dagegen hat der Verwaltungsratspräsident von Novartis das Statement von Actares als erstes vorgelesen und persönlich beantwortet. Hinsichtlich nicht-finanzieller Berichterstattung war er der Meinung, dass diese schon heute die Vorgaben des künftigen Rechts erfülle, und er deshalb keinen dringenden Handlungsbedarf sehe. Wirklich? Actares hat da noch Fragen und wird diese Thematik als Schwerpunktthema 2021 vertiefen.
Versicherungen
Die Arbeitsgruppe hat im laufenden Jahr die Klimaaktivitäten der Zurich Gruppe gelobt, betonte aber, dass noch mehr Anstrengungen nötig sind. Wir gaben unserer Hoffnung Ausdruck, dass die bahnbrechende Frauenmehrheit im Verwaltungsrat einen ersten Schritt zur Beschränkung der seit jeher zu hohen Vergütungen unternehmen werde. Leider sah Zurich, wie viele Konzerne, vom Live-Streaming der GV ab, was wir bemängeln.
Swiss Re hingegen zeigte das ausdrückliche Bestreben nach Dialogbereitschaft mit einer Online-Diskussionsrunde im Anschluss an die GV. Die Anliegen von Aktionärinnen und Mitarbeitern wurden immerhin aufgegriffen und konnten live verfolgt werden. Auch bei Swiss Re können die Klimaaktivitäten lobend erwähnt werden. Actares erinnerte den CEO aber an seine eigenen Worte: «Was jetzt folgen muss, sind Taten». Zurich und Swiss Re stehen im Fokus des Teams Versicherungen. Im Austausch mit unserem Partner, der Klima-Allianz, wurde die Notwendigkeit, auch den Konzern Swiss Life unter die Lupe zu nehmen, offenbar. Leider übersteigt dies zurzeit die Kapazitäten der derzeitigen sechsköpfigen Arbeitsgruppe, die sich wie alle anderen Arbeitsgruppen mit grossem Herzblut für die Anliegen von Actares engagiert.
Über die Groupe de Vote und die Groupe de Reflexion wird im nächsten Bulletin ausführlich berichtet.