Die Actares-Story
Seit 20 Jahren engagiert sich Actares für eine nachhaltige und verantwortungsvolle Wirtschaft. Mitgründer Ruedi Meyer und seine Weggefährtinnen und Weggefährten blicken zurück auf eine bewegte und bewegende Vergangenheit.
Im März 2000 wurde Actares mit finanzieller Unterstützung der Fondation Duchemin gegründet. Die neue Organisation entstand auf Initiative und in der Nachfolge von Canes, Convention d’actionnaires Nestlé, und des Vereins kritischer AktionärInnen der Bankgesellschaft (VkA). Seither hat die Bewegung von Aktionärinnen und Aktionären für nachhaltiges Wirtschaften viel erreicht.
Am Anfang standen Bemühungen um europaweite Vernetzung. Treffen mit gleichgesinnten Verbänden fanden in Karlsruhe, Frankfurt am Main und Genf statt. Einen ersten Erfolg verzeichnete Actares 2001 bei Schindler. Die Firma reagierte auf die Forderung nach einem Umweltbericht positiv und veröffentlichte einen solchen schon kurze Zeit später. 2002 analysierte Actares die Unternehmen erstmals mit Blick auf Gleichstellung und Chancengleichheit. Ein Jahr später wurden die ersten Nachhaltigkeitsberichte verglichen, und bei den Chemie- und Pharmafirmen in Basel setzte sich Actares vehement für die Sanierung verseuchter Deponien ein.
Im Jahr 2005 erarbeitete Actares erstmals Ab-stimmungs-empfehlungen gemäss eigenen Richtlinien. Seit 2007 gab es solche Empfehlungen für alle Unternehmen des Swiss Market Index (SMI). Im selben Jahr analysierte Actares zum ersten Mal die Politikfinanzierung durch die Wirtschaft. Es folgten jährliche Studien und Umfragen bei SMI-Unternehmen, zum Beispiel zur Verknüpfung von Vergütungen und Nachhaltigkeit, zum CO2-Fussabdruck von Versicherungen und zur Frauenvertretung im Kader und im Verwaltungsrat. Einige dieser Studien wurden regelmässig wiederholt.
Die Finanzkrise 2008 war ein erster Stresstest: Bei UBS gab es nicht weniger als vier Generalversammlungen. Ab 2009 bildeten sich im Rahmen von Actares mehrere Arbeitsgruppen, die sich mit einzelnen Firmen oder Branchen vertieft auseinandersetzten. Die Arbeitsgruppen «Banken», «Pharma», «Versicherungen», «Nestlé» und «LafargeHolcim» sind heute fachliche Institutionen und leisten überzeugende Arbeit – und das alles ehrenamtlich! Dadurch erreicht Actares mit beschränkten Mitteln eine überproportional grosse Wirkung. Möglich war dies zu Beginn jedoch nur mit der grosszügigen Unterstützung der Stiftungen Duchemin und GlobalLokal.
Konzernverantwortung als wichtiges Ziel
Nach zehn Jahren konnte Actares deutlich über 1000 Mitglieder ausweisen. Ihre Beiträge und Spenden finanzieren die Organisation noch heute zum grössten Teil. Das Jubiläumsjahr wurde mit zwei Diskussionsveranstaltungen mit hochrangigen Wirtschaftsvertretern gefeiert.
Actares unterstützte Kampagnen wie «Recht ohne Grenzen», die Vorläuferin der aktuellen Konzernverantwortungsinitiative, oder die Volksinitiative «Gegen die Abzockerei». 2013 wurde das erste einer Reihe von öffentlichen Actares-Foren durchgeführt. Diskutiert wurden aktuelle Wirtschaftsthemen mit Bezug zur Nachhaltigkeit: Managerlöhne, Pharmatests in Entwicklungsländern, Einsatz von Pestiziden oder Ausstieg aus der Finanzierung nicht erneuerbarer Ener-gien (Divestment).
An zahlreichen Generalversammlungen der beobachteten SMI-Konzerne sind in den 20 Jahren Vorstandsmitglieder oder Mitglieder der Arbeitsgruppen aufgetreten und haben jedes Jahr an acht bis zehn Veranstaltungen mit pointierten Voten den Finger auf wunde Punkte gelegt. Actares argumentierte gegen fehlende oder verfehlte Klimaziele, gegen den Mangel an Frauen in den Führungsetagen oder überrissene Vergütungen. Es fielen aber auch lobende Worte, wenn sich ein Unternehmen in Richtung Nachhaltigkeit entwickelte. Die Entwicklung von Actares verlief nicht ohne kritische Phasen. Mehrmals musste gespart werden, die wachsende Organisation musste sich verbessern und stetig professionalisieren.
Wir alle sind Aktionärinnen und Aktionäre
Treu geblieben ist die Organisation ihrem Motto aus der Gründerzeit: «Tous actionnaires» – «Alle besitzen Aktien». Tatsächlich besitzt ja ein grosser Teil der Bevölkerung indirekt Aktien, und zwar über die Pensionskassen. Viele Bürgerinnen und Bürger haben das erkannt und sind auch ohne eigenen Aktienbesitz Mitglied geworden.
Actares ist zur gewichtigen Stimme für Nachhaltigkeit in der Wirtschaft geworden. Die Forderung nach echten Veränderungen und die Entlarvung von Greenwashing sind aktueller denn je. Actares will die börsenkotierten Unternehmen weiter begleiten, mit messerscharfen Analysen und kritischen Voten gegen Raubbau, Menschenrechtsverletzungen oder klimaschädliche Investitionen, und ihnen einen Weg in eine lebenswerte Zukunft aufzeigen.
Ruedi Meyer