Actares im sich wandelnden Umfeld
Bei der Gründung von Actares im März 2000 war gesellschaftliche Verantwortung bei den meisten Unternehmen noch kein Thema. Dass zwischen grossen Konzernen und der Zivilgesellschaft ein Dialog stattfinden könnte, war undenkbar. Wo stehen wir heute? Ein Rückblick auf 16 Jahre Vorstandsarbeit von Rudolf Meyer.
An der Mitgliederversammlung 2016 bin ich als Präsident von Actares zurückgetreten, bleibe aber noch im Vorstand. Nach 16 Vorstandsjahren, zwölf davon als Co-Präsident oder Präsident, möchte ich zurückschauen auf die Veränderung der Wirtschaft in Richtung Nachhaltigkeit und schildern, wie sich Actares entsprechend neu ausrichtet.
The business of business is business
In den ersten Jahren von Actares verstanden die Firmenführer oft gar nicht, wieso aus dem Aktionariat Fragen zur Verantwortung kamen. Wir mussten uns Sätze anhören wie: «Was wollen Sie eigentlich? Unser Beitrag zur Gesellschaft ist der Profit, den wir erarbeiten.» Oder: «Wenn Sie nicht zufrieden sind, dann verkaufen Sie doch Ihre Aktien!» In den meisten GV-Abstimmungen erhielten die Anträge des Verwaltungsrats über 99 Prozent Zustimmung.
Reputationsmanagement oder Verantwortung?
Unternehmen, die den guten Ruf ihrer Marke auf dem Spiel sahen, erkannten als Erste Handlungsbedarf. Das waren im breiten Publikum bekannte Namen wie Nestlé, UBS oder Novartis. Das Reputationsrisiko wurde neu ins Unternehmenskonzept einbezogen. Die Berichterstattung erfolgte aber häufig nur für das Schaufenster. Heute können es sich zumindest die ganz grossen Unternehmen nicht mehr leisten, nicht über ihre Auswirkungen auf Gesellschaft und Umwelt zu berichten. Corporate Social Responsibility, abgekürzt CSR und auf Deutsch «Unternehmensverantwortung», ist inzwischen ein allgemein anerkannter Begriff.
Professionalisierung im veränderten Umfeld
Zu Beginn nahm Actares als Stimme aus dem Aktionariat eine Vermittlerfunktion zwischen der Zivilgesellschaft und Unternehmen wahr. Heute werden auch NGO von den Unternehmen zum Gespräch empfangen und treten an Generalversammlungen auf. Die CSR-Berichte schufen für Actares einen neuen Schwerpunkt. Wir fordern vollständige Berichte, in denen auch die zu lösenden Probleme benannt sowie Angaben zu Massnahmen und Zielerreichung gemacht werden.
Nach meiner Frühpensionierung 2012 entschied ich, zwei bis drei Jahre unentgeltlich nur für Actares tätig zu sein. Daraus sind jetzt vier Jahre geworden. Ziele waren Professionalisierung, ein Ausbau der Geschäftsstelle, der Aufbau von Arbeitsgruppen zu Unternehmen und Branchen sowie eine verbindlichere Beziehung zu andern NGO. Gleichzeitig mussten die Datenbank für Mitgliederverwaltung und Buchhaltung erneuert und eine Dokumentenplattform geschaffen werden. Auch der Vorstand, zur Mehrheit noch aus Gründungsmitgliedern bestehend, sollte behutsam erneuert werden.
Einiges davon ist bereits gelungen, anderes ist noch auf dem Weg. Besonders der Ausbau der Geschäftsstelle konnte nur teilweise realisiert werden. Die Mitgliederzahlen und die finanziellen Mittel konnten wir bisher leider nicht im nötigen Ausmass steigern, doch stabile Mitgliederzahlen darf man im heutigen Umfeld schon als Erfolg bezeichnen.
Aufbruch
Mit einem Inserat in NZZ und WOZ konnten wir eine ganze Reihe interessierter Personen mit Erfahrung aus der Wirtschaft für die Mitarbeit in Arbeitsgruppen gewinnen. Eine davon wurde schon in den Vorstand gewählt. Die Erneuerung des Vorstands und der anstehende Wechsel in der Leitung der Geschäftsstelle versprechen neue Ideen und frischen Schwung. Der Ausbau der Geschäftsstelle ist weiter ein Ziel.