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Roche muss transparenter und nachhaltiger werden

Der Verzicht von Roche, die Generalversammlung im Internet zu übertragen und die Fragen der Aktionärinnen und Aktionäre live zu beantworten, ist aus Sicht von Actares bedauerlich. Die Klimapolitik muss transparenter dargestellt und der Bericht über die nicht-finanziellen Belange künftig der GV vorgelegt werden. Einmal mehr kritisiert Actares die exorbitanten Vergütungen für den Verwaltungsrat und die oberste Führungsebene von Roche.

Actares – Aktionärinnen und Aktionäre für mehr Konzernverantwortung – hat die von der Roche Holding AG zuhanden ihrer Generalversammlung vom 16.3.2021 publizierte Berichterstattung eingehend geprüft und dazu auch den Verwaltungsratspräsidenten befragt. Obwohl das Management von Roche im ersten Corona-Jahr durch eine starke operative Leistung überzeugt hat, kann Actares nur einem von sieben Sachgeschäften zustimmen: Dem Antrag des Verwaltungsrates über die Gewinnverwendung und die Dividende. Weil das Unternehmen finanziell in einer ausgezeichneten Verfassung ist und keine staatlichen COVID-19-Massnahmen beansprucht hat, ist das wirtschaftlich und auch ethisch gerechtfertigt.

Dagegen sieht Actares in folgenden Bereichen dringenden Handlungsbedarf und bedauert es, dass Roche darauf verzichtet, die GV via Webcast zu übertragen und dabei auf die Stellungnahmen ihrer Aktionärinnen und Aktionäre einzugehen:

Intransparente Klimapolitik: Im Jahresbericht legt das Unternehmen seine Scope-1-, Scope-2- und Scope-3-Emissionen offen, für Scope 3 leider nur eine Quelle (Geschäftsreisen). Die Emissionen aus dieser Quelle entsprechen weniger als zwei Prozent der gesamten Scope-3-Emissionen, die Roche letztmals 2018 gegenüber dem Carbon Disclosure Project (CDP) offengelegt hat. Seither beteiligt sich die Roche Holding nicht mehr an diesem massgebenden Klimaschutz-Ranking und verzichtet zudem darauf, ihre Ambitionen von der Science Based Targets Initiative verifizieren zu lassen. Deshalb kann Actares keine Décharge erteilen und wünscht mehr Transparenz und Mitsprache. Ab 2022 soll der Bericht über nicht-finanzielle Belange gemäss Art. 964ter OR (Gegenvorschlag zur Konzernverantwortungsinitiative) der Generalversammlung im Rahmen einer Konsultativabstimmung vorgelegt werden. Dadurch können die Klima- und Umweltstrategie, die konkreten Massnahmen und die tatsächlichen Fortschritte bei der Erreichung dieser Ziele wie beim Vergütungsbericht jährlich überprüft und gewürdigt werden.

Exorbitante und beliebige Vergütung: Arbeitsentgelt und Boni für den Verwaltungsratspräsidenten und den CEO liegen deutlich über den von vergleichbaren Unternehmen ausgerichteten Vergütungen und den Actares Richtwerten (CEO maximal 1,5 MCHF, kein Bonus für den Verwaltungsratspräsidenten). Die langfristige Vergütung ist nicht an Leistungsbedingungen geknüpft – sie wird bei Fortbestand des Arbeitsverhältnisses garantiert. Die Kriterien zur Bestimmung des Jahresbonus werden zwar im Vergütungsbericht erwähnt, ihre Gewichtung wird jedoch nicht offengelegt. Zudem ist nicht nachvollziehbar, welche Umweltziele bei der Berechnung des Bonus berücksichtigt werden. Diese Unverbindlichkeit und die fehlende Bindung der Vergütung an konkrete ESG-Ziele kann Actares nicht akzeptieren. Ziele dürfen keine Blackbox, sondern müssen signifikant, messbar und transparent sein. Sie müssen zum Beispiel durch einen Malus Wirkung auf den Jahresbonus zeigen, wenn CO2-Emissionsziele nicht erreicht werden. Dadurch wird dafür gesorgt, dass konkrete Massnahmen ergriffen werden, die rasch Wirkung zeigen.

Offene Fragen zur Preispolitik: Der Aktienkurs ist wegen der Diskussionen um die hohen Medikamentenpreise in den USA und wegen des Umsatzzerfalls bei den Medikamenten, die den Patentschutz verloren haben, unter Druck geraten. Zudem gibt es von Fachorganisationen wie der «Access to Medicine Foundation», Public Eye und staatlichen Institutionen Kritik an der Umsetzung des WHO-Prinzips des fairen Preises durch Roche. Damit ist ein Ausgleich zwischen den Interessen Erschwinglichkeit für das Gesundheitssystem und Gewinnmaximierung für das Unternehmen gemeint. Weil die Antworten des Verwaltungsrats noch nicht überzeugen konnten, wird Actares an diesem Themenkomplex dranbleiben.