Zellweger Luwa weg von der Börse
Seit fast drei Jahren ist ACTARES brieflich in Kontakt mit der Zellweger Luwa Group. Unsere Anfragen waren leider nicht sehr erfolgreich. Als ACTARES im Jahr 2000 einen separaten Umweltbericht verlangte, kam erst nach mehrmaligem Nachfragen eine Kurzantwort mit Hinweisen auf interne Umweltrichtlinien, Grundsätze der Ökoeffizienz und auf die zwei Seiten im Geschäftsbericht, die jedes Jahr dem Thema gewidmet sind.
Unser Brief vom Mai 2001, mit detaillierten Fragen, wurde gar nicht beantwortet. Auch ein zweiter Brief blieb ohne Echo. Bei einem Anruf im Januar 2002 entschuldigte sich Ulrich Haug, der Leiter des Generalsekretariates, und versprach eine Antwort noch vor der Gene-ralversammlung. Wieder geschah nichts. ACTARES liess die Angelegenheit auf sich beruhen und meldete sich erst im Oktober 2002 wieder. Auch dieser Brief sowie ein weiterer vom November blieben unbeantwortet. Anfangs Dezember kam die Erklärung: Die Division Zell-weger Uster wird an zwei Finanzgesellschaften und an das Management verkauft. Die Divi-sionen Luwa und Zellweger Analytics werden in den Hesta-Familienkonzern des Hauptaktio-närs und Verwaltungsratspräsidenten Thomas Bechtler eingegliedert. Zellweger Luwa ver-schwindet von der Börse. Das bedeutet, dass ACTARES sich in Zukunft nicht mehr mit die-ser Firma beschäftigen wird.
In einem Interview in der Sonntagszeitung vom 8.Dezember 2002 erklärt Thomas Bechtler sein Vorgehen: Zellweger Uster sei nach der rigorosen Restrukturierung und einem Perso-nalabbau von ungefähr 40% der einzige Firmenteil gewesen, der mit Gewinn verkauft werden konnte. Die beiden andern Firmenteile würden von der Börse zurückgezogen. Sie benötigten mehr Zeit für eine Erholung und dabei seien der ständige Druck der Börse, der Zwang zu grosser Transparenz und der Kommunikationsaufwand hinderlich. Heute sei nicht mehr von vornherein klar, dass der Nutzen einer Börsenteilnahme grösser sei als die Kosten. Thomas Bechtler fügt hinzu: "Wir möchten uns dem Druck der Quartalsresultate entziehen, um vielleicht auch eine etwas längerfristige Perspektive für die nötigen Resultateverbesserungen zu haben. […] Wir wollen nicht weniger Leistungsorientierung, intern nicht weniger Transparenz. Aber die Börse beeinflusst das unternehmerische Verhalten. Eher langfristig ausgerichtete Aktionen können weniger gut vorgenommen werden als in einem privaten Unternehmen."
Die zwei Seiten der Medaille
Einerseits sehen wir uns bestätigt in der Meinung, dass das beständige Schielen auf den Börsenkurs eine nachhaltige, das heisst langfristig angelegte Geschäftspolitik behindert, wenn nicht verunmöglicht. Dass der Gewinn nicht immer steigen kann, sondern auch einmal sinkt, ist nichts als natürlich. Die jeweils auf eine Gewinnwarnung folgende Überreaktion der Börse ist durch nichts zu rechtfertigen. Aus dieser Sicht ist der Rückzug von der Börse zu begrüssen. Andererseits entzieht sich Zellweger Luwa durch die Dekotierung der Pflicht zur öffentlichen Information, auch bezüglich Umwelt und Gesellschaft, was wir natürlich sehr bedauern. Es liegt nun voll im Ermessen der Besitzerfamilie, welchen Stellenwert die Nach-haltigkeit in der Geschäftspolitik einnimmt. Unter Umständen ist aber in einer privat be-herrschten Firma sogar eine überdurchschnittliche Nachhaltigkeitspolitik möglich.